[Karte vom 6.10.42 von Oskar Hartwig aus Gevelsberg an Emil Hartwig sen. in Lankwitz. "Übersetzung" von George.]
Lieber Emil u. Änne u. Kinder
Dein Kärtchen vom 3/10/42 dankend erhalten. Also gut erholt hast Du Dich. Das ist ja die Hauptsache. Mir geht es auch gut auch Johanna, nur sie hat die Last mit den Füßen u. Nerven.
Also Hellmut will uns besuchen, das ist ja fein. Er kann also nun kommen, wir teilen gern mit ihm, was wir haben. Teile uns mit, wann und mit wem er kommt. Heute Nacht waren die Tommis wieder tüchtig hier. Wie geht es den anderen Kindern, nun Hellmut kann es uns ja erzählen.
Unseren besonderen Gruß an Änne
Seid nun für heute recht herzlich gegrüßt von Johanna und Oscar.
Zitate aus
„Wir sind die Moorsoldaten“
Die Insassen der frühen Konzentrationslager
im Emsland 1933 bis 1936
Kurzbiographien Seite 301/302
Hartwig, Oskar, geboren am 14. Dezember 1869 in Hagen, Rentner. Als 65-Jähriger wurde Hartwig am 27. Februar 1935 in seinem Wohnort Gevelsberg als „politisch“ in Schutzhaft genommen und in die Steinwache Dortmund gesperrt. Am 8. März 1935 kam er in das KL [Konzentrationslager, wh] Esterwegen.(396)
(396) StA Münster Best. Polizeipräsidien Nr. 1444.
„Die Verhältnisse im Lager 1 [Börgermoor] waren für die Häftlinge einigermaßen erträglich ... Dagegen waren die Verhältnisse im Lager 2 (Esterwegen) für die Häftlinge unerträglich.“(20)
(20) StA Oldenburg Best. 140 5 Acc. 7/88 Nr. 50.
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Der spätere Friedensnobelpreisträger Carl von Ossietzky war in Esterwegen, auch die SPD-Reichstagsabgeordneten Friedrich Ebert jun., Theodor Haubach, Ernst Heilmann, Julius Leber, Wilhelm Leuschner und Theodor Neubauer.
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Dort befanden sich jeweils zehn Unterkunftsbaracken. Nach dem Lageplan des KL Esterwegen waren diese insgesamt 39,20 m lang und 9,78 m breit. Zwischen jeder Baracke war ein Abstand von knapp zehn Metern. Fenster in der Größe 1,20 mal 1,40 m sorgten für Licht in den im Giebel fünf Meter hohen Häusern. Für die Errichtung der Baracken fand nur billigstes Material Verwendung. Das Meppener Kulturbauamt veranschlagte dafür jeweils 10.000 RM, die gleiche Summe stand auch für die kleineren Unterbringungen der Wachmannschaften zur Verfügung. Die Gefangenenbaracken waren in drei Abschnitte unterteilt.
Neben einem kleinen Waschraum gab es ein mit wenigen Tischen und Hockern spärlich ausgestattetes Tageszimmer, in dem die Insassen aßen und ihre knappe „Freizeit“ verbringen konnten. Den größten Teil dieser Gebäude nahm der Schlafsaal ein; dort waren zwei- und dreistöckige Betten und schmale Spinde für ursprünglich 100 Gefangene aufgebaut. Eine solche Belegung ließ Häftlinge an eine Enge „wie im Hühnerstall“ denken. Die Größe der Baracken und der Lager insgesamt machten eine „strafvollzugsmäßige Gestaltung und Betreuung ... unmöglich“. Immer wieder berichten Häftlinge, dass sogar noch wesentlich mehr Personen untergebracht waren. So sollen es 1935 in Esterwegen 130 bis 165 Männer in einer Baracke gewesen sein.
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George schrieb am 15.04.2015:
Oskar hat diese Haft und den Krieg überlebt, noch als 90jähriger war er mit seiner Frau zur Kur auf Norderney.
dort heißt es: