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Auszug aus einem Brief Oskars vom 20.8.1954 im Wiedergutmachungsverfahren wegen des KZ-Aufenthalts.

Oskar Hartwig schreibt am 20.8.1954 an den Regierungspräsidenten in Arnsberg u.a.

Ich bin geboren in Hagen am 14/12/69. Mein Vater war Schneidermeister, starb sehr früh [und] meine Mutter heiratete wieder. Sie wurde sehr unglücklich. Ich hatte noch einen rechten Bruder [und] es kamen noch 3 Stiefgeschwister. Meine Mutter starb dann auch. Wir Kinder kamen nun fort. Ein Stiefbruder und ich kamen nach Hamm ins Waisenhaus. Mein rechter Bruder war sehr krank und kam nach Bielefeld (Bethel). Der hat sich dann doch noch durchgearbeitet und wurde Schneidermeister und war nachher noch jahrelang Reichstagsabgeordneter.

Ich war sieben Jahre im Waisenhaus habe dann das Schreinerhandwerk erlernt. Nach der Lehre bin ich auf Wanderschaft gegangen, wo ich von meinen Meistern und Betrieben, wo ich gearbeitet habe, die besten Zeugnisse von vorlegen [kann]. [Ich] wurde dann Soldat, habe mit 48 Jahren noch 1 Jahr den Krieg mitgemacht, dann kam der Bescheid dass der Jahrgang 1869 entlassen wurde. Als ich von den Soldaten zurück kam habe ich noch einige Jahre als Gehülfe gearbeitet, habe dann geheiratet, wurde selbständig [und] habe als kleiner Handwerksmeister für 36 Mieter Wohnungen gebaut in eigener Regie. Ich habe dann für ein Haus die Wirtschafts-Konzession eingereicht, es wurden mir aber Schwierigkeiten gemacht von einem Bauunternehmer Westhebe, dem ich sogar die Maurerarbeiten von meinem zweiten Neubau übertragen hatte. Der gehört in den Stadtausschuss und hatte in meiner Nachbarschaft ein Haus gebaut für einen Namens Ekhoff. der hatte die Konzession erhalten, ging aber Pleite und Westebbe musste das Haus übernehmen. Der war ja nun stets gegen meine Konzession. Ich konnte es aber gut mit Herrn Bürgermeister Knippschild. Der wurde aber leider krank. Herr Bürgermeister Knippschild ließ mich an sein Krankenbett kommen und sagte mir, wenn Sie die Konzession hier nicht bekommen, dann bekommen Sie dieselbe in Arnsberg. Das ist mir dann auch geglückt, ich habe dieselbe in Arnsberg bekommen.

Ich habe Unglück gehabt, ich habe die Häuser bis auf eins verkauft und habe die dann durch die Inflation und Entwertung alle verloren.

Ich bemerke nochmal dass ich nie einer politischen Partei angehört habe, wie ich schon sagte war mein Bruder lange Jahre Mitglied des Deutschen Reichstages (Christl-soziale Partei), die ich auch nur stets gewählt habe.

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Quelle: aus der Wiedergutmachungsakte Seiten [↑ 17 ] und [↑ 18 ]


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Erstellt am 23.07.2015 - Letzte Änderung am 03.02.2024.