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[Ruth an Schwiegervater (EKH)]

Landsberg (Warthe), den 10.11.42

Lieber Vater!

Heute erhielt ich dankend die Lebensmittelkarten. Die 2 Eierkarten sende ich zurück und möchte Mutter bitten, die Bestellscheine für die kommende Kartenperiode bei Künzel abschneiden zu lassen. Ich danke Mutter, daß sie auch meine Kartoffeln geholt hat und weiß gar nicht, wie ich das wieder gut machen kann, vielmehr wie ich sie dafür entschädigen soll, denn einfach war es bestimmt nicht, auch noch meine Kartoffeln in den Keller zu bringen. In diesem Winter werde ich ein paar Kartoffeln mehr als im vorigen Jahre gebrauchen, denn Wieland ißt schon täglich 1-2 Kartoffeln zum Gemüse, außerdem bin ich hier in Landsberg ordentlich gewöhnt, Kartoffeln zu essen und werde es auch in Lankwitz beibehalten. Ich freue mich auch, daß Mutter Essig für mich bekommen konnte. Hier konnte Mutter nur noch Kräuteressig bekommen. —

Du hast für mich schon eine schöne Summe Geld ausgelegt. Ja, die Ausgaben laufen auch weiter, wenn man nicht in der Wohnung ist. Es ist auch selbstverständlich, daß ich Dir das verauslagte Porto vergüte, denn ein Einschreibbrief u. Päckchen kosten doch immer eine schöne Summe. —

Augstins Adresse ist: Hans Augstin, Berlin-Südende, Halskestr. 35, Gartenhaus II r. Anbei sende ich Dir eine Zulassungsmarke für ein Päckchen. Ich konnte diesmal für Emils Geburtstag auch nichts bekommen. Er hatte sich zwei Bücher gewünscht, aber ich konnte nicht eins bekommen. —

Sonst geht es uns allen noch ganz gut, wenn nur bald ein Ende des unseligen Krieges zu sehen wäre, aber leider werden die Aussichten darauf immer verwickelter. Durch die letzten Ereignisse in franz. Nordafrika ist man in seiner Stimmung wieder ein bißchen gedrückt, mir geht es jedenfalls so. Und Uli hat sich noch nicht gemeldet, Erhard geht es bis jetzt ganz gut bei der Flack. Luzies Mann sitzt in Stalingrad, die Post von ihm trifft Gott sei Dank mit kl. Ausnahmen immer pünktlich ein. Lottes Mann ist vorläufig noch in Guben. Er war inzwischen schon 3 mal auf Sonntagsurlaub und hat unseren Wieland bestaunt. Ich danke auch Martha, daß sie mit ein Paar Schuhchen an Wieland gedacht hat und freue mich sehr darüber. —

Herzliche Grüße Dir und Mutter

Eure Ruth und Wieland u. Eltern u. Schwestern.

Die zusätzlichen Lebensmittelkarten u. Milchkarte habe ich vom Wirtschaftsamt schon bekommen. Diesmal hat es geklappt.


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