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1.2.1940 - Seite 1

Lieber Hans!

Ich danke dir für deine Zeilen vom 13.[1.1940] und besonders auch für die beiliegende Lektüre: Grade jetzt trifft dieser läßliche Mensch, auch alter Spitzbub, LinYn Tang, bei mir auf fruchtbares Fleisch. Das große Kopfwaschen ist ja noch einmal an mir vorübergegangen. Ich glaube, wir hätten uns doch lieber den Hals von innen gewaschen was? Schade, daß wir das in Berlin nicht vorher organisierten. Aber hoffentlich versetzt man dich und dann, „so Gott will“, werden wir uns doch mal treffen. Du erwähnst, daß meine Ruth astrologisch zu mir paßt. Ich hoffe, daß deine Annahmen betr. Familien usw. künftig eintreffen. Endgültiges kann man wohl beim Skorpion niemals sagen. Bei Ihm sind wohl grundlegende Veränderungen nie ganz ausgeschlossen. Ich meine, daß nicht der Charakter sich so ändert, wohl aber den Weg, auf dem er sich betätigt. Somit, obgleich das Verhältnis von ihr zu mir bestmöglich fixiert ist, ist der Ehevertrag doch noch nicht geschlossen. Aber ihr Brief vom 3.1.1940 geschrieben nach unserem Neujahrs-Beisammensein wird dir zeigen, daß unser Verhältnis vielversprechend ist. Den Brief wirst du mir, wenn du wieder mal schreibst mit zurücksenden? Ich darf wohl kurz einige „Blitzlichter“ auf dieses Weibchen werfen, die äußerlich revolutionär bei mir wirkt und innerlich außer dem Herzen was ihr gehört, auch noch etwas Raum beansprucht. Sie ist im Wesen außerordentlich schlicht, herzlich, aber sehr bestimmt und zielbewußt. Und ich Irrlicht verspreche mir von ihr manche „Konsolidierung“. Weder nach Geld, noch Herkunft fragte ich sie. Erst als wir uns beide aufeinander eingestellt hatten, kamen diese Probleme zum Vorschein.


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