Inhalt:
Deutschnationale Vorgeschichte
Die Wende und der Christliche Volksdienst
Der Zusammenschluß der Christlich-Sozialen mit dem Volksdienst
Die Stellung des CSVD
Die ersten Reichstagswahlen für den CSVD 1930

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(Auszug aus GESCHICHTE DER CHRISTLICHEN PARTEIEN IN DEUTSCHLAND von Karl Buchheim, erschienen im KÖSEL-VERLAG zu München, Erste Auflage, 1953)

Der Christlich-Soziale Volksdienst

Während die Zentrumspartei für den Wiederaufbau Deutschlands unter republikanischer Verfassung eintrat, hielt die kleine Gruppe der evangelischen Christlich-Sozialen nach dem Zusammenbruch von 1918 am monarchischen Gedanken fest und sah sich schon dadurch auf die Sammlungsbewegung der politischen Rechten in der »Deutschnationalen Volkspartei« hingewiesen. Der Siegener Abgeordnete Reinhard Mumm bekennt von sich selbst. daß er »hinsichtlich der Kriegsziele nicht fernab vom Alldeutschen Verband« gestanden habe. (Reinhard Mumm, Der christlich-soziale Gedanke, Berlin 1933, S. 83) Er pflegte während des Krieges lebhafte Beziehungen zu den flämischen Aktivisten, war also ein Gegner der Wiederherstellung Belgiens. Noch im Sommer 1918 versuchte ihn der Zentrumsabgeordnete Trimborn vergeblich eines Besseren zu belehren. Am 9. November schrieb er einen Artikel über »das Volkskaisertum der Hohenzollern«, der auch tatsächlich noch im Berliner »Reichsboten« und im Siegener »Volk« erscheinen konnte. Das war mehr überzeugungstreu, als daß es klaren politischen Blick verriet. In der Tat sollte ja das Bestreben, den christlich-sozialen Gedanken in der Deutschnationalen Partei zur Geltung zu bringen, mit einer schweren Enttäuschung enden. Wahltaktisch war allerdings unter den neuen Bedingungen des Verhältniswahlrechts der Anschluß an eine größere Partei sehr empfehlenswert. Der alte westfälisch-nassauische Besitz der Christlich-Sozialen wurde durch die neue Einteilung in große Wahlkreise mit Listenwahl auseinandergerissen. Sie hätten mit eigenen Listen kaum Erfolg gehabt. Mumm kam in Westfalen-Süd auf die deutschnationale Liste und wurde gewählt. Er hatte auch jetzt hauptsächlich im Siegerland gearbeitet und führte dort seine alten Parteifreunde den Deutschnationalen zu. Ein schwarz-weiß-rot umrandetes Wahlflugblatt für die Wahl zur Nationalversammlung brachte ein Bild Stoeckers und einige Zitate aus seinen Reden und Schriften. (Archiv J. Henrich) Wer in seinem Geiste an der Erneuerung des Volkes mitarbeiten wolle, »der schließe sich mit uns zusammen in der Deutschnationalen Volkspartei, sie steht bewußt auf Stoeckers Boden - -«. Das wurde mit einigen Sätzen aus den deutschnationalen »Grundsätzen« belegt. Die Unterschrift lautete: »Deutschnationale Volkspartei [christlich-sozial].« Die neue Partei wollte also für Siegen einfach die Fortsetzung der Christlich-Sozialen sein.
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Mumm fand in der Fraktion der Nationalversammlung als engere Gesinnungsgenossen den Gewerkschaftler Franz Behrens und die Führerin der Heimarbeiterinnen, Margarete Behm. Sein Wirkungsfeld wurde hauptsächlich der »Evangelische Reichsausschuß«, den die Deutschnationalen neben einem »Katholikenausschuß« bildeten. Eine größere Anzahl Katholiken, die sich nicht entschließen konnten, das republikanische Programm der Zentrumspartei anzunehmen, trat zu den Deutschnationalen. Ihre Führer waren Professor Martin Spahn, der Sohn Peter Spahns, und der frühere Kölner Oberbürgermeister Max Wallraf, der unter Michaelis und Hertling Staatssekretär im Reichsamt des Innern gewesen war. Aber weder die Katholiken noch die evangelischen Christlich-Sozialen konnten verhindern, daß radikale Völkische, extreme Nationalisten und kapitalistische Interessenten immer mehr Boden gewannen. Die Deutschnationalen wurden keine christlich-konservative Partei.
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Da reifte zuerst im demokratischen Süden Deutschlands bei politisch aktiven evangelischen Christen die Überzeugung, daß sie sich von den Deutschnationalen trennen müßten. In Württemberg gab es die »Bürgerpartei«, die ein Ableger der Deutschnationalen war. Zwei Männer aus der herrnhutähnlichen Gemeinde Korntal bei Stuttgart, Paul Bausch und Wilhelm Simpfendörfer, trennten sich seit etwa 1920 von den reaktionären Parolen der Bürgerpartei, weil sie eine positive Einstellung zum demokratischen Staate für unerläßlich hielten. Sie glaubten nicht, daß der Christ immer Monarchist sein müsse. Daher hielten sie den Übergang des Zentrums zur Republik nicht für verwerflich, sondern eher für vorbildlich. Zu Stoecker oder Mumm hatten sie nie Beziehungen gehabt. Sie warfen ihnen vor, daß die Christlich-Sozialen aus der Verständnislosigkeit Wilhelms II. und aus der Preisgabe des Tivoliprogramms durch die preußischen Agrarier nie die gebührenden Konsequenzen gezogen hätten. Den Nationalismus der Deutschnationalen empfanden sie als unchristlich. Doch dauerte es noch mehrere Jahre, ehe sie in die Öffentlichkeit traten. Erst am 21. März 1924 setzten sie in den »Schwäbischen Merkur« in Stuttgart eine Anzeige (Archiv Bausch in Korntal), mit der Überschrift: »Christlich-Sozial?!« und rief zur Sammlung in einer neuen Christlich-sozialen Gesinnungsgemeinschaft auf. Erst im Laufe der Jahre wurde aus der Gesinnungsgemeinschaft eine feste Organisation, die mit dem 1. Januar 1927 den Namen »Christlicher Volksdienst« annahm. Die Bezeichnung »Christlich-Sozial« wurde also zunächst aufgegeben, weil die Verbindung mit den Nachfolgern Stoeckers nicht zustande gekommen war. Aber Bausch und Simpfendörfer errichteten in Korntal eine »Reichsgeschäftsstelle« des Volksdienstes zum Zeichen, daß sie willens waren, die Organisation über die engere Heimat hinaus auszudehnen. zum Ende / Personenregister

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In einem Tübinger Vortrag von 1929 sprach der evangelische Theologe Adolf Schlatter die Erkenntnis aus, daß nicht die Deutschnationalen, sondern die Mitarbeit des Zentrums am neuen Staat verhindert hatte, daß in der Weimarer Republik ein scharf antichristlicher Kurs gesteuert wurde. Dieser Einsicht hatten sich Reinhard Mumm und seine Freunde bisher leider verschlossen, Schlatter sah im Volksdienst mit Recht den dringend nötigen, nur freilich schon sehr verspäteten Aufbruch der evangelischen Christen zur endlichen Mitbestimmung des demokratischen Staates.
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Von seiten des Volksdienstes fehlte es nicht an Versuchen, auch außerhalb Süddeutschlands Fuß zu fassen. Besonders Paul Bausch war viel unterwegs im Wuppertal und andern evangelischen Gebieten des Rheinlands sowie im Siegerland. Reibungen konnten dabei nicht ausbleiben. Eine Stütze fand er bei dem Pfarrer Lic. Albert Schmidt in Bochum. In Siegen steuerte das christlich-soziale Blatt »Das Volk« noch deutschnationalen Kurs. Hugenbergs »Rumpelstilzchen«, Adolf Stein, der 1898 Stoeckers Wahlleiter in Siegen gewesen war, setzte Anfang Oktober 1927 im »Volk« auseinander, daß die Wahl Hindenburgs zum Reichspräsidenten noch keinen »Wandel« schaffen konnte, sondern daß erst eine deutschnationale Reichstagsmehrheit geschaffen werden müßte. Daß die Christlich-Sozialen innerhalb einer großen Partei am meisten wirken könnten, war das Hauptargument, das der »Bergfrieder« Henrich in den allwöchentlichen volkstümlichen Rundschauen der Zeitung »Volk«, die »Ausguck« überschrieben waren, immer wieder ins Feld führte. Bei der Reichstagswahl vom Mai 1928 erzielte eine unter dem Stichwort »Christlich-Soziale Volksgemeinschaft« aufgestellte Liste im Wahlkreis Westfalen-Süd 16000 Stimmen. Henrich konnte darauf hinweisen, daß durch diese Absplitterung bewirkt worden sei, daß der christlich-soziale Verleger Otto Rippel, der auf der deutschnationalen Liste an zweiter Stelle, hinter Mumm, stand, kein Mandat erhielt. Die alten Siegener Anhänger Stoeckers wollten ungern Wort haben, daß die christlich-sozialen Forderungen im Parteiprogramm aus der politischen Praxis der Deutschnationalen immer seltener wiederzuerkennen waren.
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Inzwischen erzielte aber der Christliche Volksdienst doch die ersten in ganz Deutschland beachteten Wahlerfolge. Bei den württembergischen Landtagswahlen von 1928 wurden auf eigenen Listen drei Abgeordnete gewählt, darunter Bausch und der Rektor Kling aus Stuttgart, während Simpfendörfer unterlag. Dann zeigten die badische Landtagswahl vom Herbst 1929 und sogar die preußischen Gemeindewahlen, daß sich die Bewegung rasch ausbreitete. Auch auf die westfälischen Christlich-Sozialen blieb das nicht ohne Eindruck. Die Deutschnationale Partei war durch die Verneinung des Weimarer Staates groß geworden. Sie wurde beherrscht durch einen extremen Nationalismus und durch einen nur propagandistisch ausgewerteten, innerlich oft unechten Monarchismus. Den Getreuen Stoeckers in Siegen gefiel das nicht. Sie wollten nicht »nationalistisch« sein, sondern »national«, nicht »monarchistisch«, sondern »monarchisch«, ebenso wie sie aus »sozialer« Gesinnung das »sozialistische« Extrem verwarfen. (Mündliche Äußerung des Gewährsmannes Vermessungsrat Gädeke in Siegen) Mit den nationalistischen Fanatikern im deutschnationalen Lager aber vereinigte sich immer mehr die rücksichtslose Interessenpolitik großkapitalistischer Kreise, deren Wortführer der ehemalige Krupp-Direktor und nunmehrige Besitzer des Scherl-Konzerns Alfred Hugenberg war. Er stand dem christlich-sozialen Denken meilenfern und kam völlig aus der Denkrichtung »König Stumms« und des einstigen nationalliberal-freikonservativen Kartells, die Stoeckers ärgste Widersacher gewesen waren. Reinhard Mumm und seine Freunde konnten sich darüber nicht hinwegtäuschen. Mit dem Christlichen Volksdienst trat nun eine Gruppe auf, die den Mammonismus und den götzendienerisch anmutenden Nationalismus bei den Deutschnationalen aufdeckte. Eine Broschüre von Bausch mit dem Titel »Der Kampf um die Freiheit der evangelischen Christen im politischen Leben - Sozialistisch? Bürgerlich? Oder Christlich?« verlangte, daß der christliche Politiker lerne, den Materialismus des Bürgertums mit dem gleichen Maß zu messen wie den Materialismus der klassenkämpferischen Arbeiterbewegung. Das christliche Denken soll weder aus der bürgerlichen noch der sozialistischen Gesellschaftsordnung ein Prinzip machen. »Ob zur Erzeugung bestimmter Güter die Privatwirtschaft oder die Gemeinwirtschaft, die freie oder die gebundene Wirtschaftsform anzuwenden ist, ist eine reine Zweckmäßigkeitsfrage - -. Soweit es sich also um diese wirtschaftlichen Fragen handelt, gehört der Christliche Volksdienst weder ins bürgerliche noch ins marxistische Lager. ... Er wird ohne Rücksicht auf die Verwirrung, die es in den Köpfen der Spießbürger und auch in den Köpfen mancher gutgesinnter, in das Milieu bürgerlicher Anschauungen eingesponnener Christen gehen wird, heute für die gebundene, morgen für die freie Wirtschaft eintreten, je nachdem die besondere Eigenart der Verhältnisse es erfordert.«
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Am 30. Juni 1928 stand im »Ausguck« des Siegener »Volk« zu lesen: »Es scheint sich eine Umbildung eine Umgruppierung der Parteien und Verbände anzubahnen. Da ist es gut, daß wir uns erneut auf das besinnen und gründen, was uns ins öffentliche Leben und Wirken gerufen und darin festgehalten hat. Das ist der christlich-soziale Gedanke.« Damit begrüßte Henrich die Gründung einer besonderen »Christlich-Sozialen Reichsvereinigung« innerhalb der Deutschnationalen Partei, die in Bielefeld von Vertretern aus Berlin, dem Siegerland und anderen beschlossen worden war, um Hugenberg entgegentreten zu können. Bald darauf protestierte der Abgeordnete Walter Lambach gegen den demagogischen Mißbrauch des monarchischen Gedankens. Aber die Parteimehrheit wählte im Herbst 1928 Hugenberg zum Vorsitzenden und übertrug damit dem Großkapital die Herrschaft über den Parteiapparat. (Für das folgende vgl. Schriften des Christlichen Volksdienstes Nr. 5 »Um die neue Front«, 1930, S. 5 ff.) Was das zu bedeuten habe, stellte der Reichstagsabgeordnete Hülser in der Zeitung der Christlichen Gewerkschaften, »Der Deutsche«, in einem Gedenkartikel zu Stoeckers zwanzigstem Todestag im Februar 1929 fest: Die Erwartung, den christlich-sozialen Gedanken in der Deutschnationalen Volkspartei zum Siege zu führen. sei enttäuscht. Er sei im Gegenteil durch sozialreaktionäre Gesellschaftsauffassungen immer weiter zurückgedrängt worden. Im April kamen evangelische Arbeiterführer im Johannisstift in Spandau zusammen und nahmen nach einem Vortrag des Rostocker Theologen Friedrich Brunstäd eine Entschließung an, in der deutlich zum Ausdruck kam, daß die innere Trennung von der Hugenberg-Partei schon besiegelt war:
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»Mit Bedauern stellen wir fest, daß der gute Wille der evangelischen Arbeitnehmerschaft zu politischer Mitarbeit in den nationalen Rechtsparteien nicht den erforderlichen Widerhall gefunden hat. Unser guter Wille ist mit Undank und Argwohn belohnt worden. Die Mitarbeit des organisierten Unternehmertums in Industrie, Landwirtschaft und Mittelstand wurde als etwas Selbstverständliches hingenommen und anerkannt, während das Eintreten der Arbeiterführer für die Rechte der evangelischen Arbeiter als parteipolitische Unzuverlässigkeit und interessenpolitische Einseitigkeit abgetan wurde. Unser Streben nach Mitarbeit wurde von verantwortlicher Parteistelle öffentlich denunziert, Vorschläge zur völligen Umgestaltung unserer ganzen Sozialversicherung, die eine Gefährdung ihrer bisherigen Grundgedankens bedeuten, werden von maßgebenden Parteistellen publiziert und nachdrücklich propagiert. Unsere Bemühungen um die Zurückgewinnung der Arbeitnehmerschaft für den christlich-nationalen Gedanken werden durch eine sich von Jahr zu Jahr verschärfende, unsoziale und in Fragen christlicher Volkskultur instinktlose Haltung der nationalen Rechtspresse so gut wie aufgehoben. Das Gefühl Parteipolitischer Heimatlosigkeit erfüllt unsere Kreise in einem Ausmaß, das keine weitere Steigerung mehr erträgt.«
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Trotzdem kam es auf einer im August in Bielefeld veranstalteten Tagung der Christlich-Sozialen Reichsvereinigung noch nicht zu dem Beschluß, sich eine neue politische Heimat zu suchen. Es blieb dabei daß der Abgeordnete Hülser der politischen Rechten den Vorwurf machte, sich mit falschen Grundsätzen getarnt zu haben. Aus Angst vor dem Bolschewismus bekannte sich das bürgerliche Lager 1918 und 1919 zu idealen und christlich-sozialen Grundsätzen. Aber als es genügend Wähler angelockt hatte, traten die materialistischen Triebkräfte wieder hervor. Diese sind nicht besser als bei den Marxisten, aber um so unerträglicher, als sie hinter dem Aushängeschild des Christentums versteckt werden. Die Würde des Christentums verlangt, daß es die wirkliche Grundlage des Ganzen sei. »Jedes Standesinteresse und jede Sonderforderung hat sich vor den ewigen Geboten des Christentums zu rechtfertigen und zu beugen.«
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Wie die Arbeitervertreter sahen sich auch die evangelischen Geistlichen um den Einfluß gebracht. Reinhard Mumm wurde im Evangelischen Reichsausschuß der Deutschnationalen von der Hugenberg-Trabantin Magdalene von Tiling, der die Geldmittel des Parteichefs zur Verfügung standen, beiseite gedrängt. (R. Mumm, Der christlich-soziale Gedanke, Berlin 1933, S. 128) Dem Landtagsabgeordneten Pastor Kliesch aus Breslau ging es nicht besser. Schon auf dem Königsberger Parteitag von 1928 blieben die Rede des Professors Brunstäd und des Duisburger Gewerkschaftssekretärs Dudey ohne Widerhall. Auf dem Kasseler Parteitag vom November 1929 war die Uninteressiertheit bei den Vorträgen Professor Veidts und des Abgeordneten Hartwig noch auffallender. Das Organ der Reichsvereinigung, die »Christlich-sozialen Stimmen«, stellten das ausdrücklich fest. Kurz nach dem Parteitag stellte Hugenberg den Antrag, alle Parteimitglieder, die beim Volksbegehren gegen den Young-Plan die radikalsten Forderungen nicht gutheißen wollten, auszuschließen. (Schriften des CVD Nr. 5, S. 7 ff.) In der Parteivorstandssitzung nahm Hartwig gegen Hugenberg das Wort und warf ihm vor, daß er es den Arbeiterführern unmöglich gemacht habe, überhaupt je einmal eingehend mit ihm zu sprechen. Außerdem sei seine Kulturpolitik ebenso verhängnisvoll wie seine soziale Verständnislosigkeit. Während sich die evangelischen und katholischen Kreise die größte Mühe geben, die sittlichen Kräfte des Christentums im öffentlichen Leben wirksam zu machen, fördert die Scherl-Presse die widerchristlichsten Bestrebungen und bringt die Ufa, an deren Aufsichtsrat der Parteiführer maßgeblich beteiligt ist, unsaubere und volkszersetzende Filmstücke. »Man kann nicht verantwortlicher Leiter einer großen christlichen Volksgemeinschaft und gleichzeitig Leiter eines Erwerbsunternehmens sein, das skrupellos alle Erwerbsmethoden und -möglichkeiten ausnutzt, ohne Rücksicht auf christliche Sitten und christliche Gebote.« Hülser und Behrens, Mumm und Kliesch, schlossen sich den Ausführungen Hartwigs an. Zuletzt erklärten sie solidarisch ihren Austritt aus der Partei. Sie waren von Hugenberg hinausgedrängt worden und empfanden den Vorgang als Wiederholung der Behandlung Stoeckers, als er 1896 von den Konservativen zur Trennung gezwungen wurde.
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Nun war es fast eine Selbstverständlichkeit, daß sich die Ausgetretenen mit dem Volksdienst zu verständigen suchten. Am 6. Dezember 1929 fand in Stuttgart eine Besprechung statt. Weitere Konferenzen folgten in Frankfurt. Zuletzt wurden Delegierte aus dem ganzen Reich nach Berlin berufen. Am 21. Dezember berieten beide Gruppen, noch getrennt voneinander, im Reichstagsgebäude. Die Gegensätze in der politischen Auffassung waren noch immer groß. Vor allem mußten sich die bisherigen Deutschnationalen entschließen, den demokratischen und parlamentarischen Staat positiver anzusehen als seither. Professor Veidt erklärte noch am nächsten Tage bei der Einigungskundgebung nicht ganz ohne nachklingende Resignation: »Wir haben versucht, uns zu verstehen, und wir dürfen sagen: Es ist gelungen.«
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Am 28. Dezember einigten sich der Volksdienst und die alten Christlich-Sozialen in gemeinsamer Sitzung auf gemeinsame Leitsätze und einen Aufruf. Am gleichen Tage veranstalteten sie eine öffentliche Kundgebung im Sitzungssaal des ehemaligen preußischen Herrenhauses. Im wesentlichen trat die Christlich-Soziale Reichsvereinigung, wie es logischerweise nach ihrem Mißerfolg bei den Deutschnationalen geschehen mußte, auf die Grundlage des Volksdienstes über. Punkt 6 der Leitsätze (Wortlaut der Leitsätze siehe Schriften des CVD Nr. 5, S. 14 ff.) sprach aus: »Die Mitarbeit als Christen verlangt von uns die ehrliche Anerkennung des heutigen Staates. Wenn wir scharfe Kritik am heutigen Staat und an mancher seiner Einrichtungen zu üben haben, so veranlaßt uns das nicht zu einem Kampf gegen den Staat, sondern nur zu einem um so intensiveren Kampf um den Staat,« Punkt 7 verlangte »Achtung und Wertschätzung des geschichtlich wertvollen in der Vergangenheit«, Punkt 8 die Ablehnung der Klassenfronten gleichmäßig auf beiden Seiten.
Als Ausdruck der unbeweglichen Klassenfronten empfand man die alten Parteien und sagte deshalb in Punkt 4, daß man keine Partei, sondern eine »Bewegung« sein wolle. In Punkt 9 hieß es, in der praktischen Arbeit inner- und außerhalb des Parlaments werde sich zeigen, mit wem man zusammen arbeiten könne. Es blieb also vorbehalten, ob dies im gegebenen Falle einmal die Sozialdemokraten oder die Deutschnationalen sein würden. Es besteht kaum ein Zweifel, daß die Volksdienstführer und die christlichen Gewerkschaftler in erster Linie an Zusammenwirken mit den katholischen Mitchristen im Zentrum dachten.
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Die öffentliche Kundgebung vom 28. Dezember 1929 (Schriften des CVD Nr. 5, S. 14 ff.) war »an das deutsche evangelische Christenvolk« gerichtet und teilte mit, daß sich der Christliche Volksdienst und die Christlich-Soziale Reichsvereinigung unter dem Namen »Christlich·Sozialer Volksdienst« zusammengeschlossen hätten. Unter den Zielen, für die die neue Organisation kämpfen wollte, stand wieder die »Freiheit«, die von unchristlicher Zügellosigkeit unterschiedene christliche Freiheit, obenan.
Die christliche Erziehung der Kinder, die Unauflöslichkeit der Ehe und vieles andere sei bedroht. »Laßt uns ..., auf dem Boden des heutigen Staates stehend, die Hand anlegen bei der Gestaltung unsres staatlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Lebens. Laßt uns arbeiten und kämpfen unter der Losung: Nicht Revolution, sondern Reformation! ... Alles für Deutschland, Deutschland für Christus!«
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Der Aufruf trug die Unterschriften einerseits von Bausch, Kling und Simpfendörfer, anderseits von Hartwig, Hülser und Kliesch. Die schwarz-weiß-rote Redeweise der Deutschnationalen war abgetan, dafür die der niederländischen Antirevolutionäre übernommen. Das Wort »Nicht Revolution!« bezog sich natürlich auch auf den Staatsstreich von oben, die politische Konzeption der Hugenberg-Partei, die die Weimarer Verfassung durch eine ihr passend erscheinende Diktaturforrn ersetzen wollte. So war mit dem Christlich-Sozialen Volksdienst die evangelische Verfassungspartei entstanden, die sich zutrauen konnte, beträchtliche evangelische Wählerschichten in das positive Verhältnis zur Weimarer Republik zu bringen, das für das katholische Deutschland vom Zentrum schon lange geschaffen war. Es war nicht unberechtigt, wenn Simpfendörfer auf der Einigungskundgebung die neue christlich-soziale Bewegung die »letzte Reserve« nannte, »die unser Volk einzusetzen hat«. Es war im Grunde ja schon so weit, daß die schwere Weltwirtschaftskrise Deutschland erfaßte und daß jener Einsatz zu spät kam. Simpfendörfer wandte sich an die Konservativen, die an dem Satz der Reichsverfassung »Die Staatsgewalt geht vom Volk aus« Anstoß nahmen. »Von unsrer christlichen Auffassung haben wir den Satz, der nur eine halbe Wahrheit zum Ausdruck bringt, dahin zu ergänzen: Die staatliche Gewalt geht allein von Gott aus und ist heute durch die geschichtliche Entwicklung von Gott dem Volke verliehen. Ihre Träger sind aber letzten Endes Gott und nicht der Masse verantwortlich.... Von der Souveränität Gottes her muß die Souveränität des Staates ihre Vollmacht nehmen. Wir beugen uns innerlich nicht unter Massen oder Tyrannen, sondern nur unter Gott und unter eine Regierung, die ihre Herrschaft aus Gottes Hand nimmt und sie in der Verantwortung gegen Gott führt.« (Schriften des CVD Nr. 5, S. 36) Simpfendörfer sagte sich vom falschen Verständnis der politischen Freiheit los, wie es in der Französischen Revolution aufgekommen ist, aber nicht vom Prinzip der Volkssouveränität, das einen guten christlichen Sinn hat. Sobald sie als von Gott verliehene Souveränität aufgefaßt wird, hat sie »durch die geschichtliche Entwicklung« im heutigen Staat ihr Recht, genau so wie zu andern Zeiten die Souveränität der Fürsten oder einer regierenden Aristokratie oder eines ständischen Parlaments ihr Recht gehabt hat. Fürstensouveränität und Volkssouveränität verlieren aber beide den Boden unter den Füßen, wenn sie ihre Ableitung aus der Souveränität Gottes vergessen oder gar absichtlich verleugnen und verneinen. Ebenso wie der Staat ist die Gesellschaft eine Ordnung Gottes, Unter diesem Gesichtspunkt ist die soziale Frage zu lösen, die nicht nur eine Arbeiter-, sondern vor allem auch eine Bauernfrage ist. Diese beiden Stände müssen sich die Hand reichen, damit auf dieser Grundlage der Staat sicher ruhe. Keine politische oder soziale Kritik aber kann den Volksdienst abhalten, »mit festem Schritt« auf den Boden des bestehenden republikanischen Staates zu treten. Nur darf der Staat nicht vergötzt werden; er darf nicht nach Allmacht streben, die sich alle Lebensgebiete dienstbar machen möchte, »Neben dem Staat stehen andere, von Gott mit gleichem Recht begabte Bildungen: Familie und Gemeinde Kirche und Wissenschaft, Genossenschaft und Wirtschaft sind Lebenskreise, die nicht nur ihre Eigengesetzlichkeit, sondern auch ihre eigene Souveränität vor Gott haben.« Über dem Staat aber steht »die Gemeinschaft der Gewissen«, »die höchste sittliche Instanz, wenn es gilt, gegen Unrecht und Gewalt, die auch im Namen des Rechtes und der Gesetze verübt werden können, zu protestieren.«(Schriften des CVD Nr. 5, S. 36)
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Der Abgeordnete Franz Behrens sprach für die Arbeiter, die von Behörden und Arbeitgebern nicht nur dann niedergehalten worden seien, wenn sie Sozialdemokraten waren. Als die Christlichen Gewerkschaften auftraten, waren sie den Unternehmern noch unbequemer als die sozialistischen. Die katholischen Arbeiter fanden im Zentrum eine Vertretung; die evangelischen waren meist heimatlos, nur Stoecker nahm sich ihrer an. Wenn sie jetzt zum Volksdienst kommen, wollen sie vor allem gleichberechtigt behandelt sein. »Den Arbeitern geht es nicht allein um Lohn und verfassungsmäßige Gleichberechtigung, sondern um das Herausarbeiten einer neuen Lebensgesinnung, die auch im praktischen Leben Bestand hat.« Der Volksdienst soll also den Heimatlosen eine neue Heimat schaffen. »Nach meiner Loslösung von der Deutschnationalen Volkspartei war mir wieder leichter ums Herz. Nun stehen wir im politischen Leben nicht mehr vereinsamt, sondern es gibt eine Möglichkeit, wieder im alten Sinne christlich-sozial schaffen zu können.«
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Das Hauptthema der parteipolitischen Entwicklung wurde von den beiden Württembergern Kling und Bausch dargestellt. Kling sagte: »Der Kampf zwischen Glaube und Unglaube ist das große Thema der Weltgeschichte.« Bausch betonte: »Der entscheidende Gegensatz, der die ganze heutige Zeitentwicklung bestimmt, ist der große Gegensatz zwischen Christus und Antichristus.« Kling wies auf England hin, wo der Unglaube nicht so sehr eine öffentliche Macht geworden ist und das Neuheidentum nicht mit der uns eigentümlichen wissenschaftlichen Gründlichkeit den Volksmassen eingeimpft wurde. England hat eine zum großen Teil christliche Arbeiterpartei. Wie anders stünde Deutschland da, wenn Bismarck oder seine Nachfolger die Einsicht gehabt hätten, rechtzeitig einen christlich-sozialen Kurs zu steuern. Die einzigartige Kraft des Christentums, die Partei- und Klassenunterschiede zu überbrücken, wurde von vielen Rednern hervorgehoben; und so traf Bausch, der als letzter sprach, wohl den richtigen Ton, wenn er den Sinn der ganzen Kundgebung in den Spruch Florian Geyers zusammenfaßte: »Der deutschen Zwietracht mitten ins Herz!« Der Gesamteindruck zeigt, daß im neuen Volksdienst die junge süddeutsche Richtung durchaus führend war. Ihr schlossen sich die christlichen Gewerkschaftler aus dem Norden ohne weiteres an. Sie waren froh, die Bindung an die Deutschnationalen los zu sein. Viel bedenklicher waren die intellektuellen Führer der alten Stoecker-Gruppe wie Veidt und Mumm. »Ich schließe mich völlig dem an«, sagte Mumm, »was unlängst der Korntaler Christliche Volksdienst über die Kernpunkte der politischen Aufgabe schrieb.« Die Stellung zum republikanischen Staat erwähnte er nicht, sondern teilte nur mit, daß die Christlich-Sozialen im Reichstag als selbständige Gruppe der »Christlichnationalen Arbeitsgemeinschaft« beigetreten seien, die mit 21 Mitgliedern Fraktionsstärke habe. außerdem sei der Christlich-Soziale Volksdienst im preußischen, badischen und württembergischen Landtag und in vielen Stadt- und Landgemeinden vertreten. Die preußischen Führer, mit Ausnahme der Gewerkschaftler, betraten nicht ohne stille Trauer den neuen Weg, den sie nicht mit gleicher Klarheit überschauten wie Simpfendörfer, Bausch und Kling. Professor Veidt schloß seine Rede mit dem sicherlich tief ernst empfundenen Gebet: »Herr, zeige Du uns den Weg!«
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Es gab indes auch einige alte Christlich-Soziale, die sich von der Hugenberg-Partei nicht trennen wollten. Paul Rüffer gehörte dazu, der den Volksdienst später scharf angriff. Im Sieger- und Sauerland und in Nassau fiel es manchem Veteran aus der Stoecker-Zeit schwer, zu begreifen, daß er jetzt für den Zentrumskanzler Brüning und gegen die »nationale Opposition« eintreten sollte. Aber bei den meisten zeigte sich, daß eben doch nichts anderes als der christlich-soziale Gedanke der Kern ihrer Überzeugung war. Sehr wirksam war, um sie bei der Stange zu halten, der Eindruck eines Reichsparteitags, den der Volksdienst Ende April 1930 in Kassel abhielt. »Die Führer im Volksdienst aus dem Süden und Westen«, schrieb Henrich im Siegener »Volk«, »sprachen durchaus christlich-sozial.« »Man könnte den Volksdienst als die jüngeren Christlich-Sozialen bezeichnen, wenn das nicht geschichtlich einen bösen Haken hätte.« Der Unterschied sei, daß diese heutigen »Jungen« mit den »Alten« in der ungebrochenen Stellung zum Worte Gottes vereint seien. (Ausguck im »Volk« vom 3. 5. 1930) Von dieser Einheit aber waren auch die Mißtrauischen ehrlich befriedigt.
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Schon am 14. September 1930 hatte der Christlich-Soziale Volksdienst, weil Brüning den Reichstag aufgelöst hatte, seine erste große gesamtdeutsche Wahlschlacht zu bestehen. Er bestand sie ausgezeichnet. nicht nur in Rheinland-Westfalen-Nassau und in Süddeutschland wurden Wahlsiege errungen, sondern auch in Sachsen wurde der Abgeordnete Echte direkt gewählt. Sieben Mandate in den Wahlkreisen wurden erobert, darunter eins in Westfalen-Süd für den Verleger Rippel und eins in Württemberg für Simpfendörfer. Darüber hinaus waren aber genug Stimmen da, um auf der Reichsliste auch noch sieben Sitze zu bekommen, darunter für Hartwig, Mumm, Kling und Bausch. So kam eine christlich-soziale Vertretung von vierzehn Abgeordneten im Reichstag zustande. Um eine Fraktion zu bilden und dadurch in den Ausschüssen Einfluß auszuüben, vereinigten sie sich mit den Volkskonservativen unter Treviranus, die auch von den Deutschnationalen abgesplittert waren. Freilich waren bei der gleichen Wahl vom 14. September 1930 die bisher unbedeutenden Nationalsozialisten zu einer Millionenpartei geworden. Sie eroberten über hundert Reichstagsmandate. Das Abströmen der Wählermassen zu Hitler war ein Zeichen, daß der Volksdienst mit beklagenswerter Verspätung auftrat. Die alten Christlich-'Sozialen hätten sich zum Absprung von den Deutschnationalen früher entschließen sollen, damit die evangelische Verfassungspartei wenigstens bei den Wahlen von 1928 schon hätte auftreten können. Sie hatte das Zeug, die zahlreichen christlich gesinnten Wähler aufzufangen, die Hitlers unwahrhaftiger Propaganda erlagen, weil sie keine Partei mehr wußten, der sie vertrauen wollten. Bis 1930 war ihre Stimmung noch labil und konnte leicht in eine vernünftigere Richtung gelenkt werden. Aber nach dem großen Nazi-Erfolg vom 14. September waren sie davon hypnotisiert. Auch der Volksdienst konnte den Vorsprung der Hitler-Partei nicht mehr einholen.
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Seit dem Winter 1930/31 und besonders bei den Wahlen der Jahre 1932/33 betrachtete es der Christlich-soziale Volksdienst als seine Hauptaufgabe, möglichst große Teile der evangelischen Wählerschichten aus der unfruchtbaren und staatszerstörenden Opposition der Nationalsozialisten und Deutschnationalen zurückzuholen. Während die andere Mittelparteien furchtbar dezimiert wurden und kaum noch Widerstandskraft besaßen, hielt der Volksdienst seine Wähler fest. Er war die einzige Gruppe neben den katholischen Parteien und der Sozialdemokratie, die noch ernsthaften Willen hatte, dem zum Abgrund rollenden Rad in die Speichen zu fallen. Das von Bausch verfaßte Flugblatt »Was ist Wahrheit?« war eine der besten Kampfschriften gegen den Nationalsozialismus. So wurden die neuen evangelischen Christlich-Sozialen eine zuverlässige Stütze für den Reichskanzler Brüning, dessen Linie der ihrigen ohnehin verwandt war. Mit vielen Zentrumsabgeordneten wie Bolz, Andre, Ersing, Dietz hatten die Volksdienstführer Gedankenaustausch, der nach der Hitler-Herrschaft bei der Gründung der CDU fruchtbar wurde. Anderseits gaben diese Beziehungen häufig Anlaß zu schweren Verdächtigungen. Der evangelische Pfarrer Albert Schmidt in Bochum, einer der frühesten Vorkämpfer des Volksdienstes im Industriegebiet, mußte seine Freunde im Juni 1932 in einer besonderen Broschüre hauptsächlich gegen das dunkle Propaganda-Gespenst des »evangelischen Zentrums« und des »protestantischen Klerikalismus« verteidigen. (Albert Schmidt, Der christlich-soziale Volksdienst, eine Antwort auf besorgliche Fragen, Hamburg 1932. - Schmidt gehört zu den Todesopfern des Nationalsozialismusmus.)
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Nach der Aufrichtung der Hitler-Diktatur verfiel der Volksdienst, wie die andern Parteien, der Auflösung. Die Presse wurde unterdrückt. Sie hatte nur wenige Blätter umfaßt. Der süddeutsche »Christliche Volksdienst« wurde schon wegen eines Artikels vom 11. Februar 1933 auf drei Wochen verboten, also noch vor den letzten Reichstagswahlen ausgeschaltet. In Berlin hatten die Christlich-Sozialen in den letzten Jahren die »Tägliche Rundschau« besessen; in Siegen noch immer das »Volk«. Sie wurden mundtot gemacht und »gleichgeschaltet«. Das »Volk« konnte nur noch bis Ende Juli 1933 als Tageszeitung bestehen und dann bloß als Wochenblatt weitererscheinen. In dieser Form erlebte es unter Rippels Führung noch sein fünfzigjähriges Bestehen im Jahre 1938. Es war ein melancholisches Stoecker-Jubiläum, kurz vor dem Abenteuer des Hitler-Kriegs, der zum Untergang führte.

(Quelle: Staatsbibliothek; GESCHICHTE DER CHRISTLICHEN PARTEIEN IN DEUTSCHLAND von Karl Buchheim, erschienen im KÖSEL-VERLAG zu München, Erste Auflage, 1953)
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Die ersten Reichstagswahlen für den CSVD 1930

Personenregister:
Bausch, Paul: 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10. / Behm, Margarete: 1. / Behrens, Franz: 1, 2, 3. / Bismarck: 1. / Brüning Reichskanzler: 1, 2, 3. / Brunstäd, Friedrich (Theologe, Prof.): 1, 2. / Dudey: 1. / Echte (Abgeordneter): 1. / Gädeke (Vermessungsrat): 1. / Hartwig, Emil (Arbeitersekretär): 1, 2, 3, 4. / Henrich, J.: 1, 2, 3, 4, 5. / Hindenburg: 1. / Hitler: 1. / Hülser: 1, 2, 3, 4. / Hugenberg, Alfred: 1, 2, 3, 4, 5, 6. / Kliesch (Pastor - Breslau): 1, 2, 3. / Kling (Rektor): 1, 2, 3, 4, 5. / Lambach, Walter: 1. / Michaelis: 1. / Mumm, Reinhard: 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11. / Rippel, Otto: 1, 2, 3. / Rüffer, Paul: 1. / Schlatter, Adolf: 1. / Schmidt, Albert (Pfarrer): 1, 2. / Simpfendörfer, Wilhelm: 1, 2, 3, 4, 5f, 6, 7. / Spahn, Martin: 1. / Spahn, Peter: 1. / Stein, Adolf: 1. / Stoecker: 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9. / Tiling, Magdalene von: 1. / Treviranus: 1. / Trimborn: 1. / Veidt (Prof.): 1, 2, 3, 4. / Wallraf, Max: 1. / Wilhelm II: 1. / Zentrumsabgeordnete Bolz, Andre, Ersing, Dietz: 1.

Erstellt am 05.04.98 - Letzte Änderung am 10.04.1998.
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