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[EKH an Hellmut]

Bln. Lankwitz-Süd den 6.9.1937
Wasunger Weg 12

Lieber Junge!

Anbei ein Schreiben für Deinen bisherigen Kollegen. Du wirst ihm dasselbe wohl nachsenden müssen.

Deinen Brief habe ich mit Interesse gelesen. Das lebhafteste Interesse habe ich natürlich an Deinem Verkehr mit Frl. A. Das was ich dir schon mündlich bei früheren Gelegenheiten besonders wenn wir über Oskar, Martha etc. sprachen, sagte, brauche ich schriftlich nicht zu wiederholen. Nur das will ich dir sagen: Es ist eine schlechte Gesinnung mit einem jungen Mädchen Verkehr zu pflegen nur oder überhaupt sexueller Wünsche wegen. Man verkehrt mit Mädchen ihrer mehr oder weniger bedeutenden ...frühlichen Eigenschaften wegen. Stellt sich, und das ist in der Regel bald der Fall, heraus, das wirklich schätzenswerte Eigenschaften nicht da sind, dann soll man rechtzeitig "Lebe wohl!" sagen. Die Eigenschaften die man sucht, muß man aber selbst auch haben, zum mindestens mit allem Ernst sich anzueignen suchen. Hier gilt auch das Wort: "Was siehst Du den Splitter ..." In jedes jungen Mannes Hand ist viel Verantwortung gelegt. Wie manches tüchtige Mädchen wurde verraten und verdorben, nur weil ein schlechter, beherrschungsloser, hemmungsloser junger Mann zehn Minuten lang nicht ihr Lebensgeld bedachte, sondern seiner tierischen Begierde freien Lauf ließ.

So, das wäre das. Sollen wir über die Dinge mal eingehender reden, so sage es mir.

Im übrigen habe ich den Eindruck nach Deinen Berichten als ob Frl. A. schon wert wäre daß Du um sie etwas giebst. Ein Urteil will und kann ich nicht haben. Sie darf nur nicht glauben, das Du mehr seiest wie Du bist. Aber das fällt ja bei Dir fort. Laß Dich bald zu Hause sehen.

Die Kindtaufe [Konrad Mohr *15.07.1937, ? wh] ist schon [schön, wh] verlaufen. Martha, Emil und ich waren mit zur Kirche. Vater Mohr, Frau ....... ...sefuhl, Hartungs u.a. waren da. Es wurde gegessen, Kaffee getrunken, Bier, Wein und Likör. auch geraucht und fotografiert. Das ganze war für uns um 9 1/2 Uhr zu Ende. Allen Klankindern und ihren Angehörigen geht es gut.

Mutter läßt Dir besonderen Gruß ausrichten. Du sollst Sonnabend alle Deine schmutzige Wäsche und sonstigen reinigungs- und reparaturbedürftigen Sachen mitbringen.

Günter ist zur Eignungsprüfung gewesen. Was dabei herausgekommen ist, wissen wir noch nicht.

Herzliche Grüße Dein Vater.




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