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[1929-1126 - Brief Mutter Anna an ihre Schwester]

Johannesstift den 26.11.1929

Ihr Lieben Alle!

Haben Euren Brief erhalten, daraus gelesen, das es Mutter nicht gut geht. Liebe Schwester schreib mir doch mal ausführlich siehe es ist doch so weit von Euch. Redet Mutter man gut zu, siehe wir müssen alle ja mal Sterben der eine früh, der andere spät für ewig können wir hier ja nicht bleiben. Sag ihr mann sie sollte sich mann bei nichts mehr aufhalten, und um das Eine sich bekümmern. Und immer denken was Gott thut das wohl getan. Wir waren hier ja auch fast alle krank jetzt geht es ja wieder. Klärchen ist heute wieder zum erstenmal zur Schule. Mit Günter muß ich noch immer zu Höhensonne.

Liebe Schwester glaub sicher, der mann den Himmel hat der ist gut aufgehoben. Um mich brauchte auch keiner eine Thräne fallen lassen. Was ich mir auch alles sagen lassen muß machst du dir ja kein Bild von. Zu mir sagen sie doch alles was sie wollen, wenn es sich dann darum handelt, dann bekomme ich die Schuld noch. Es geht doch nicht so wie bei Euch das Bernhard mit dir hält nein das ist bei uns gerade umgekehrt. Auch mit Irene haben wir den größten Radau gehabt, die lief die Zeit immer mit den Zöglingen. Nun kam es die Zeit heraus wie sie da war da hat sie mich ausgeschimpft und das Mädchen auch das war zum weglaufen. Wie ich ihr sagte sie sollte mann nach Euch gehen da sagte sie Häschen ginge überhaupt nicht mehr zu Euch. Nun liebe Schwester sei recht herzlich gegrüßt. Schönen Gruß auch an Mutter.

Notizen dazu:
[Der Schrift nach müsste der Brief von Anna sein. Sie wäre damals 46 Jahre alt und ihre Mutter Friederike Siekmann geb. Niedermöller *2.10.1849 wäre gerade 70 J. geworden wenn sie noch gelebt hätte, ihr Todeszeitpunkt ist nicht bekannt (s.jedoch EKHs Brief v. 3.5.1930). Auch von ihrer Schwester ist direkt nichts bekannt. Es existiert nur ein Foto von schlechter Qualität wo sie mit ihrem Mann bei EKH u. Anna zu Besuch sind. Irene Haase geb. Hartwig wäre 23. und ihre Tochter Erika 4 Monate, geheiratet hatte sie Heinrich Haase am 2.8.28. Klärchen war 16 und Günter 6 Jahre als dieser Brief geschrieben wurde. - EKH war aus der DNVP ausgetreten und dabei den CSVD zu etablieren. Dass sich einer von Irenes Liebhabern hinter dem Stöckerhaus aus Liebeskummer erschossen hatte liegt auch schon einige Jahre zurück, vermutlich 1923 ±3 Jahre. Die Bezeichnung Häschen bezieht sich auf Heinrich Haase (s. Briefe von Irene). Wenn man die erste Briefseite auf den Kopf stellt sieht man zwei Telefonnummern.

links: "Delepfon Nr"

rechts: "Spandau" "2545" = EKHs Telefonnummer im Johannesstift (s. ganz unten, im Anschluss an den Brief.) wh]


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