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Franz Behrens - einer der erfolgreichsten Führer
als Politiker war er ein Schüler Stöckers
es war ein dornenvoller Weg für den jungen Proletarier
in den Revolutionstagen...
Er gründete 1912 die Evangelische Sekretärvereinigung und damit die Grundlage zu einer christlich-nationalen Volkshochschule der Evangelisch-soziale Schule e. V.

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(Aus Evangelisch-soziale Stimmen vom Jan./Febr. 1922, 17. Jahrg., Heft 1/2, Seite 5)

Ein Gruß und ein Dank.

Von Emil Hartwig, Arbeitersekretär, M. d. R.

Einer der erfolgreichsten Führer auf dem Wege zur deutschen Volksgemeinschaft ist der Reichstagsabgeordnete Franz Behrens.

Er beging in diesen Tagen in aller Stille seinen fünfzigsten Geburtstag. Bei dieser Gelegenheit geziemt es sich, auch für die „Evangelisch-sozialen Stimmen“ seiner zu gedenken.

Er wurde geboren am 2. Februar 1872 zu Marienhof in Mecklenburg-Strelitz, besuchte die Dorfschule in Dewitz, später die Volksschule in dem kleinen Mecklenburgischen Städtchen Stargard. Mit diesem Wissen ausgerüstet, trat er in der Gutsgärtnerei Möllenbeck in die Lehre. 1889 ging er als Gärtnergehilfe nach Berlin und Dresden. 1889 trat er seiner Berufsorganisation bei. Franz Behrens zog bald die Aufmerksamkeit seiner Fachgenossen auf sich. Sie bestellten ihn nach bei den Pionieren erfüllter Militärpflicht 1895 zum Sekretär und 1898 zum Geschäftsführer des damals noch parteipolitisch-neutralen Allgemeinen deutschen Gärtnervereins. Nach der Spaltung dieser Organisation machte er die Schwenkung in die sozialdemokratischen Gewerkschaften nicht mit, sondern gründete mit einem erheblichen Teil der Mitglieder, den deutsch-nationalen Gärtnerverband, der sich den christlichen Gewerkschaften anschloß.
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Als Politiker war er ein Schüler Stöckers und trat in jener Zeit in den Dienst der christlich-sozialen evangelischen Arbeiterbewegung Berlins als Sekretär des Berliner Evangelischen Arbeitervereins. Von hieraus wirkte er, um eine umfassende evangelische Arbeiterbewegung schaffen zu helfen. Nicht alle Pläne reiften, die Widerstände waren noch zu groß. Sein Name aber begann bald für die evangelischen Arbeiter ein Programm zu werden. Der Gewerkverein christlicher Bergarbeiter Deutschlands wählte ihn zu seinem Generalsekretär. In diese Zeit fallen auch Bemühungen um Reformen in der Organisation der evangelischen Arbeitervereine. 1903 wählte ihn der erste deutsche Arbeiterkongreß zu seinem Vorsitzenden. Er war auch Sprecher der Deputation, die im Auftrage des Kongresses zum Reichskanzler, dem Fürsten Bülow, entsandt wurde, wie er auch mit Herrn Adam Stegerwald u. a. der Gesandtschaft angehörte, die dem Kaiser zu seinem 25 jährigen Regierungsjubiläum die Huldigung der christlich-nationalen Arbeiterbewegung entgegen brachte. Der Gesamtverband der christlichen Gewerkschaften wählte ihn zum stellvertretenden Vorsitzenden, welches Amt er noch bekleidet. So stand er früh in der Arbeiterbewegung als Führer in vorderster Kampflinie. Sein scharfer Blick für soziale und nationale Notwendigkeiten und seine ungewöhnliche Organisationsgabe befähigte ihn auf zahlreichen Gebieten Bahnbrecher der christlich-nationalen Arbeiterbewegung zu sein. Er schuf die Grundlagen für den nationalen Gesamtverband deutscher Krankenkassen und ist sein Vorsitzender. Die nationale deutsche Volksversicherung A. G. zählt ihn zu ihren Gründern und Organisatoren, ihrer Leitung gehört er an. Segensvoll und reich an materiellen und ideellen Erfolgen ist seine Wirksamkeit aber besonders für seinen eigenen Berufsstand geworden. Aus kleinen Anfängen heraus hat er den Zentralverband der Land- Forst- und Weinbergsarbeiter schaffen helfen, der unter seiner Führung heute eine machtvolle Organisation ist, die über entscheidenden Einfluß sowohl auf die ökonomische und soziale Lage des Landbewohners, wie der deutschen Wirtschaft überhaupt ist. Mit ihren mustergültigen Nebenorganisationen „der Wirtschaftshilfe des Zentralverbandes der Landarbeiter“, mit ihrer großzügigen Warenversorgung des Landmannes, dem Landvolkverlag und der Viehversicherungsabteilung hat er einen Organismus geschaffen, der als feste Grundlage für christliche und soziale Gestaltung nationalen Volkstums bezeichnet werden darf.
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Der Politiker Franz Behrens aber ist ein Kapitel für sich. Es war ein dornenvoller Weg für den jungen Proletarier, sich dem Ansturm des Marxismus auf die evangelischen Arbeiter entgegen zu stellen. - Ruhm und Ehre winkte ihm nicht. - Nur glühende, begeisternde Überzeugung für das hohe, wahre Ideal des christlichen Sozialismus konnte ihn an die Seite von Dr. Adolf Stoecker, von Dr. Burghardt u. a. führen. Die große Mehrheit christlich-organisierter evangelischer Arbeitnehmer erblickten in ihm ihren politischen Führer.

Die christlich-soziale Partei wählte ihn in den Vorstand und der Wahlkreis Wetzlar-Altenkirchen sandte ihn 1907 in den Reichstag. Dort war er bald einer der einflußreichsten nationalen Abgeordneten und bildete mit Hofprediger Stoecker und Dr. Burckhardt die christlich-soziale Gruppe. Der Raum fehlt um die Arbeit, die reich an Kampf, an Mühe und Enttäuschungen, aber auch an erfreulichen Erfolgen war, eingehend zu würdigen. Er führte mit die Verbindung zur „Wirtschaftlichen Vereinigung“ im Reichstage herbei und wurde ihr Vorsitzender und Führer. Auf sozialpolitischem und arbeitsrechtlichem Gebiet ist er im Vordertreffen gestanden. In den Revolutionstagen - im Kriege war er Soldat - ergriff er die Gelegenheit, um mit gleichgesinnten politischen Führern eine große christlich-nationale Volkspartei zu schaffen. Schwanken und Zaudern bei anderen verschlimmerte die Lage, da gründete er entschlossen mit den sozial- und christlich-nationaldenkenden Kreisen der früheren Rechts- und Mittelparteien die Deutsch-nationale Volkspartei, in der die christlich-sozialen fest geschlossen mitwirkten. Hier ist er der einflußreiche Arbeiterpolitiker geblieben. Er hat die große Freude, daß immer mehr tatkräftige willensstarke Kollegen ihm allmählich heran wuchsen, die gleich ihm als Führer auf den verschiedensten Gebieten im Vorderkampf stehen. Die Bewegung gewerkschaftlich und politisch wird in seinem Sinne groß, er steht nicht mehr weder oben noch nach unten einsam. - Den Erfolg ihres Lebens sehen Führer darin, daß sie Führer bildeten, das hat er getan.
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Der Schilderung der bisherigen Lebensarbeit von Franz Behrens würde der große Mittelpunkt fehlen, um deren Willen die Arbeit auf wirtschaftlichem und politischem Gebiete geschah, wenn nicht ein Abriß seiner Wirksamkeit auf kulturellem Felde hinzu käme. Die großen gewaltigen Aufgaben, die Verantwortung, die dem christlich-nationalen Führer obliegen, sind umso größer und schwieriger als seine Allgemeinbildung, oft ohne eigene Schuld nicht ausreicht. Hier hat Franz Behrens die Arbeit, die durch D. Mumm, D. Weber u. a. in Wanderkursen angefangen war, in feste systematische Schulform gebracht. Er gründete 1912 in Bethel bei Bielefeld die Evangelische Sekretärvereinigung und baute durch sie die von D. Jaeger, Sekretär Wallbaum und D. v. Bodelschwingh eingerichteten Bibelkurse unter dem Namen Evangelisch-soziale Schule e. V. zu einer christlich-nationalen Volkshochschule aus. Durch sie sind Hunderte christlich-nationaler Arbeiter und Arbeiterinnen zu befähigten Führern ihrer Kameraden herangebildet worden. Erst in den letzten Monaten hat er ihre räumliche und fachliche Ausgestaltung mit großer Energie durchgeführt. Ihr Sitz wurde verlegt nach dem Evangelischen Johannesstift in Spandau=Berlin. Ihr gliederte er an ein Soziales Hauptsekretariat, das durch Errichtung eigener Sekretariate, insbesondere in vorwiegend evangelischen Landesteilen christlich-nationale Aufklärung in die indifferente und sozialistische Arbeiterschaft trägt. Es liegt hier die Erkenntnis zugrunde, daß der evangelische Volksteil hier ein Versäumnis gutzumachen hat - ein Versäumnis, das das unwahre Wort möglich machte, die christlichen Gewerkschaften sind Zentrumsgewerkschaften. Auch kirchlich hat er in reichem Maße das Vertrauen seiner evangelischen Kollegen und der evangelischen Christen überhaupt gerechtfertigt. Die frühere Generalsynode zählte ihn zu ihren Mitgliedern und dem deutsch-evangelischen Kirchenausschuß gehörte er an. Wo nur Franz Behrens an der Arbeit stand, Wort und Hand arbeitete an dem Ziel der Überbrückung der Klüfte zwischen den Ständen auf allen Gebieten. Der Gleichwertung und Berücksichtigung der Arbeitnehmer und Arbeitgeber als vollwertige Glieder der großen deutschen Volksgemeinschaft gilt sein Streben.

So steht er jetzt auf der Höhe eines arbeitsreichen Lebens.

Dankbar gedenken Tausende von Mitarbeitern heute ihres Führers, ihres Freundes, ihres Kollegen. Sie erbitten Gottes Segen, der ihn sichtbar begleitete für sein ferneres Wirken, geschieht es doch unter seinem Wahlspruch: Für Gott und unser Recht!

(Quelle: Bibliothek des Diakonischen Werkes der EKD - Allensteinstr 53, Berlin-Dahlem)


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Franz Behrens - einer der erfolgreichsten Führer
als Politiker war er ein Schüler Stöckers
es war ein dornenvoller Weg für den jungen Proletarier
in den Revolutionstagen...
Er gründete 1912 die Evangelische Sekretärvereinigung und damit die Grundlage zu einer christlich-nationalen Volkshochschule der Evangelisch-soziale Schule e. V.

Erstellt am 25.05.98 - Letzte Änderung am 25.05.1998.
Winfried Hartwig
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