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➷ Royal Enfield Meteor 350 | Test des neuen Easy-Cruisers aus Indien - 27:47 Min bei YouTube!
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➷ Fahrbericht Royal Enfield Meteor 350 Easy Einzylinder-Cruising für 4.000 Euro

Royal Enfield feiert in diesem Jahr 120 Jahre durchgehenden Bau von Motorrädern – erst in England, dann ab 1955 zusätzlich in Indien und seit 1970 ausschließlich dort. - Thomas Schmieder - 02.07.2021 -  ↓ (Siehe unten!)



















































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Royal Enfield feiert in diesem Jahr 120 Jahre durchgehenden Bau von Motorrädern – erst in England, dann ab 1955 zusätzlich in Indien und seit 1970 ausschließlich dort. - Thomas Schmieder - 02.07.2021

Zur Feier des runden Jubiläums bringt der älteste noch produzierende Motorrad-Hersteller der Welt nun die brandneue Meteor 350 auf den Markt.

Alles sehen, alles fühlen

Gerade eben passieren wir auf einem Meteor das Carl-Zeiss-Planetarium Stuttgart in Stuttgart. Kein Trick: Als tolles Sightseeing-Motorrad setzt sich die Royal Enfield Meteor 350 von Anfang an prächtig in Szene. Dessen 350er-Eizylinder-Motor ist eine komplette Neukonstruktion. Doch mit 20 PS Nennleistung setzt er nicht gleich den Asphalt in Brand. Immerhin vermitteln die niedrige Sitzhöhe von rund 770 Millimetern und überschaubare 192 Kilogramm Maschinengewicht viel Urvertrauen. Das Motto hier lautet: Alles sehen, alles fühlen.

Neuer Motor mit Schlag

Zuallererst meint das den erfrischenden, völlig neukonstruierten Motor. Er ist neben dem Himalayan-400-Single und dem 650er-Twin aus Interceptor und Continental GT das dritte Aggregat von Royal Enfield für den Europäischen Markt. Der neue Einzylinder mit einer kettengetriebenen, obenliegenden Nockenwelle und nur zwei Ventilen ist ein Langhuber von altem Schrot und Korn. Der 72er-Kolben hat heftige 85,8 Millimeter Hub zwischen den zwei Totpunkten vor sich. Dieser optisch mächtige Single "schiffsdieselt" im Leerlauf vor sich hin. Er wummert, bullert und pröttelt aus einem extralangen, völlig geraden Auspuff-"Rohr". Bassig, nicht aufdringlich.

Schalten wie die Großen

Sound-Engineering haben die indischen und englischen Ingenieure also gut hinbekommen: Royal Enfield hat auch ein Entwicklungszentrum in Großbritannien. Mit zwei, drei Fingern lässt sich die leichtgängige Seilzugkupplung ziehen. Exakt rasten die fünf Gänge, beim Hochschalten dank Schaltwippe auch gern per Hackentrick betätigt – Guzzi, Harley und Indian lassen grüßen.

Easy going in der Stadt

Alles ist easy going. Sanft und gemütlich. Tempo 40 im vierten Gang oder 50 im Fünften? Kein Problem. Doch: Ein Durchzugswunder kann dieser Meteor kaum sein, bei zehn Kilo pro PS. Jenseits von Tempo 100 wird es zäh. Im fünften Gang dreht der Single nicht aus, erreicht seine Nenndrehzahl von 6.100 Umdrehungen und damit die Höchstleistung bloß im vierten. So verharrt die Tachonadel wie angedübelt bei 120 km/h, der Single vibriert spürbar.

Feeling statt Rasanz

Über Rasanz, über beeindruckende Fahrleistungen definiert sich die Inderin mit der sanften Seele nicht. Sondern übers Feeling. Der Lenker ist weit zum Fahrer hin gekröpft. Die Füße ruhen auf moderat vorverlegten Fußrasten mit "eingeschnitztem" Royal Enfield-Logo, während der Allerwerteste im ausgeprägten Fahrersattel fläzt. Der breite, 15 Liter fassende Tropfentank spreizt die Schenkel gönnerisch. Für kleinere bis mittelgroße Fahrer/innen passt dieses Sitz-Arrangement, für Piloten mit Gardemaß ist es mitunter zu kompakt. Einen Sozius oder eine Sozia empfangen ein eigener kleiner Sitz und separate Haltegriffe aus Metall.

Super easy, völlig leichtfüßig

Schön handlich klappt sie aus der Senkrechten in Schräglage ab, hält in Selbiger selbst enge Radien. Vorn ist das 19-Zoll-Vorderrad 100-Millimeter schmal, hinten der 17-Zöller moderate 140 Millimeter breit. So wuselt die Meteor 350 auch dank ihres niedrigen Schwerpunkts und kurzer 1,40 Meter Radstand im Großstadtdschungel um die Blechbüchsen und zieht auf der Landstraße präzise ihre Bahn. Die Haftung der "Creat Zoom Plus"-Pneus geht in Ordnung. Das sind Diagonalreifen aus indischer Produktion. Reifenrutscher? Fehlanzeige.

Cruiser bleibt Cruiser

Klar kratzt die Meteor irgendwann die Kurve. Gehört zum Konzept des Bonsai-Cruisers mit tief liegenden Fußrasten. Ihre Angstnippel ziehen dem Teer früh einen Scheitel. Komfortabel abgestimmt geben sich die Federelemente. Sanft gedämpft, fast schon unterdämpft, gibt sich die schluckfreudige Gabel. Wie ein Fakir auf dem Nagelbrett parieren die Stereo-Federbeine lange Bodenwellen. Doch kurze, harte Absätze verdauen sie trotz progressiver Wicklung weniger souverän.

Bremsen wie in Indien

Das Stahlrohr-Chassis nebst Schwinge repräsentiert bestes 80er-Jahre-Niveau: einfach und effektiv. Moderner geben sich Bremsen und Ausstattung: Die einfachen abs-gesteuerten Doppelkolben-Schwimmsattel steuert Bybre bei, die indische Tochter des Bremsenspezialisten von Brembo. Sie bieten keinen superknackigen Druckpunkt, eher einen weiten, transparent-weichen Dosierbereich. Um den Vorderreifen zum Wimmern zu bringen, und das Schlimmste zu verhüten, reicht die Verzögerung allemal.

Fein gemacht

Durchaus fein geben sich viele Features der Royal Enfield Meteor 350 "Supernova Blue". Formschöne Gussfelgen mit überfrästen Speichen, den Halogen-Rundscheinwerfer umkreist ein LED-Kranz zur besseren Sichtbarkeit. Das Rück-/Bremslicht auf dem metallischen hinteren Schutzblech strahlt per Leuchtdioden. Die Instrumente zeigen alles an, was man wissen muss: Uhrzeit, sogar doppelt, eingelegten Gang, zwei Tageskilometerzähler und Benzinvorrat. Allerdings variiert die Tankuhr mitunter wild die Anzahl der Balken – ob nach Sonnenstand, Mondphasen oder Sternenstaub konnten wir nicht rausfinden. Ein Drehzahlmesser fehlt, doch stattdessen gibt es ein Turn by Turn (TBT)-Navigationssystem. Wertig wirken die Handgriffe, nicht einstellbar sind die Handhebel. Zudem lässt sich die Kiste leicht auf den Hauptständer hieven und verbraucht nach ersten Messungen bloß drei Liter Benzin je 100 Kilometer.

Preise und Farben

Die einfachste Version der Royal Enfield Meteor 350, die "Fireball" ohne glänzenden Chromschmuck gibt es in Gelb oder Rot bereits für 3.990 Euro. Wer auf Chromglanz nicht verzichten will, zahlt für die "Stellar"-Version in drei verschiedenen Farben 4.199 Euro. Und das Topmodell, die von uns in Blau gefahrene "Supernova" kostet immer noch günstige 4.399 Euro. Sie hat eine Sissy-Bar, und ein leicht abnehmbares Windschild.


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