134 Jahre Bamberg Refraktor

Der Bamberg-Refraktor ist ein Großteleskop. Das Linsenfernrohr hat eine Öffnungsweite von 320 Millimetern, eine Brennweite von fünf Metern und befindet sich in der Wilhelm-Foerster-Sternwarte im Berliner Ortsteil Schöneberg.

Die Bezeichnung „Bamberg“ geht auf den Erbauer des Fernrohrs, Carl Bamberg, zurück, und der Begriff „Refraktor“ (lateinisch re = ‚zurück‘ und frangere = ‚brechen‘) besagt, dass das Fernrohr ausschließlich mit lichtbrechenden optischen Linsen ausgestattet ist und keine Spiegel oder Zonenplatten verwendet.

↑ Carl Bambergs Grab

Geschichte

Das 12-Zoll-Fernrohr wurde 1889 in den Berliner Werkstätten von Carl Bamberg in der Friedenauer Bundesallee gebaut, war damals das größte Teleskop im Königreich Preußen und nach dem Refraktor am Observatoire de Strasbourg das zweitgrößte im Deutschen Reich. Es zeichnete sich durch eine sorgfältige Herstellung, eine große Brennweite und moderne Steuerungstechnik aus. Zur weitgehend automatischen Nachführung des Fernrohrs entsprechend dem Stundenwinkel des zu beobachtenden Objekts wurde eine elektrische Uhr eingesetzt. Die Linsen wurden aus hochwertigen Gläsern des Glastechnischen Laboratoriums Schott & Genossen in Jena gefertigt.

Zunächst stand es nicht nur für Forschungszwecke, sondern vor allem für die Öffentlichkeit in der Sternwarte der Urania an der Invalidenstraße in Berlin zur Verfügung, die mit einer elektrisch bedienbaren Kuppel ausgestattet war. Zu den ersten dort tätigen Astronomen zählten Friedrich Simon Archenhold und der Mitbegründer der Urania Wilhelm Foerster.[2][3]

Im Zweiten Weltkrieg wurde zwar das Gebäude stark beschädigt, die Glaslinsen blieben allerdings unbeschädigt. Das Teleskop konnte 1951 geborgen werden und wurde von den Askania-Werken in Berlin-Mariendorf instand gesetzt. 1955 wurde es als das größte betriebsfähige Fernrohr in Berlin auf dem Gelände der Sternwarte des Wilhelm-Foerster-Instituts in der General-Pape-Straße in Berlin aufgestellt, das seit 1947 in der Halbruine eines ehemaligen Offizierskasinos von den beiden Berliner Amateurastronomen Hans Rechlin und Hans Mühle aufgebaut und im Juni 1953 in den Verein Wilhelm-Foerster-Sternwarte überführt wurde. Der Bamberg-Refraktor wurde dort ebenfalls für öffentliche Vorführungen, aber auch zur Ausbildung von Astronomen verwendet.[5] Die Lichtverschmutzung durch die nahe gelegenen Bahnanlagen am Südkreuz erwies sich für die nächtlichen Himmelsbeobachtungen jedoch als ungünstig, so dass ein neuer Standort gesucht wurde.

Im November 1961 erfolgte die Grundsteinlegung der mit Mitteln der Deutschen Klassenlotterie Berlin gebauten Wilhelm-Foerster-Sternwarte auf dem Insulaner in Berlin-Schöneberg, der nach dem Krieg als Trümmerberg zu einer Höhe von gut 78 Metern aufgeschichtet wurde. Im Jahr 1962 führte Askania in Berlin-Mariendorf eine Generalüberholung des Teleskops durch, und seit der Eröffnung der Wilhelm-Foerster-Sternwarte am 30. Januar 1963 ist der Refraktor in der größten Kuppel der Volkssternwarte das wichtigste und am häufigsten eingesetzte Instrument für Vorführungen des Vereins.[7] Die bewegliche Kuppel mit einem Durchmesser von elf Metern stammt aus dem Jahr 1905. Sie wurde in den Berliner Zeiss-Ikon-Werken in Berlin-Friedenau nicht mehr benötigt und der Sternwarte überlassen.

Mit dem Bamberg-Refraktor fertigten Adolf Voigt und Hans Giebler der Gruppe Berliner Mondbeobachter von 1964 bis 1969 die Rollfilm-Aufnahmen für den Berliner Mond-Atlas an, die inzwischen als Digitalisat zur Verfügung gestellt werden.[8] Heute wird der große Refraktor hauptsächlich für öffentliche Vorführungen eingesetzt.[9]

Neben dem Rathenower Refraktor, dem Großen Refraktor in Potsdam und dem Großen Treptower Refraktor der Archenhold-Sternwarte gehört der Bamberg-Refraktor nach wie vor zu den großen Teleskopen im Berliner Raum.

Quelle: ↑ wikipedia

siehe auch: ↑ Wilhelm-Foerster-Sternwarte Instrumente


Anfang in einer Ruine

Der Start für das „Wilhelm-Foerster-Institut“ fand kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs statt. Nur wenig später wurde das Institut in den Verein Wilhelm-Foerster-Sternwarte e.V. überführt. Standort war anfangs eine Ruine in der General-Pape-Straße 2 in Schöneberg. Dort befand sich das Kasino des früheren Generalkommandos. Schon bald fanden erste Vorträge und Führungen statt. Anfangs wurde der Himmel mit selbstgebauten Fernrohren beobachtet. 1955 bekam der Verein ein großes Linsenfernrohr – den 12-Zoll-Bamberg-Refraktor – als Dauerleihgabe der ehemaligen Urania-Sternwarte, die im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört worden war. In den Folgejahren zeigte sich, dass das Ruinengelände dem dauerhaften Betrieb einer Sternwarte und vor allem dem Besucheransturm nicht gewachsen war. So wurde 1961 der Grundstein für eine neue Sternwarte auf dem Trümmerberg Insulaner in Schöneberg, an der Grenze zu Steglitz, gelegt und 1963 feierlich eröffnet.

Quelle: ↑ www.gazette-berlin.de
↑ gazette-schoeneberg


Ende der 50er Jahre war ich als Jugendlicher einmal in der Papestraße wo der Bamberg-Refraktor aufgestellt war. Von außen sah es wie eine Ruine aus. Er stand in einem provisorischen Raum mit einem flachen Dach aus Wellblech das mit einem Elektromotor zur Seite gefahren wurde damit man in den Himmel schauen konnte. An mehr kann ich mich nicht erinnern. Bilder scheint es davon nicht zu geben.

Am 29.01.2011 war ich in der Wilhelm-Foerster-Sternwarte auf dem Insulaner. Dort habe ich den Bamberg-Refraktor fotografiert.


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Erstellt am 28.04.2023 - Letzte Änderung am 28.04.2023.