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[Frau Ursula Andreuzzi]
München, d. 16.7.68

Liebe Frau Hartwig!

Zu Ihrem bevorstehenden Geburtstag sende ich Ihnen meine allerherzlichsten Grüße und Glückwünsche. In Gedanken werde ich am Vormittag an Ihre Tür klopfen und mich zum Kaffeekränzchen einfinden. Ihren anderen Gästen viele Grüße.

Wie geht's? Alles gesund und munter? Bei uns geht es immer rund, so daß man immerzu im Trab bleibt. Ich habe gestern bei meiner Firma gekündigt. Es schlug wie eine Bombe ein. Mein Mann liegt mir schon seit Monaten in den Ohren, ein Ganztagsstelle einzunehmen aber dort, wo ich auch eine Kantine habe, so wie er. Seit er nicht mehr zu Hause ißt, koche ich mir allein nichts und das wurmt ihn sehr. Am Sonntag machte er mich auf eine Annonce aufmerksam. Montag früh vorstellen und angenommen werden war eins. Fange nun am 1. September als Stenotypistin in einer Maschinenfabrik in unserer Nähe an. Arbeitszeit von 7 Uhr bis 15:30. Wieder eine Umstellung! Arbeitsmäßig und zeitmässig. Wann werde ich wohl zur Ruhe kommen? Mit meinem Kommen nach dort wird es nun auch nichts werden. Alle Pläne sind über den Haufen geworfen. Mal sehen wie es weitergehen wird. Komisch, daß man immer den Zeiten nachtrauert, die hinter einem liegen. Im September wird unsere ehem. Lehrerin aus Düren für 1 Woche zu uns kommen, so um den 16.9. Lisa Schwone hatte auch vor im Sept. herzukommen, mal abwarten. –

Ich habe seit einigen Monaten ein Usambaraveilchen. Es blüht zwar nicht mehr, aber die Blätter haben sich prächtig entwickelt. Wenn ich den Topf sehe muß ich immer an sie denken. Habe meinen paar Pflanzen einen anderen Standplatz gegeben, scheinen nun besser zu gedeihen. –

Ihnen und Ihren Lieben viele Grüße Ihrer U. Andreuzzi


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