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Wie mein Vater das Kriegsende erlebte.

Anfang 1945 war mein Vater (EOH, Emil Oskar Hartwig) in Berlin stationiert und bekam unglücklicherweise Stress mit einem Vorgesetzten der ihn umgehend an die Front schickte. Die dazu notwendige ärztliche Nachuntersuchung erfolgte am 7.2., die Ausfertigung des Soldbuches am 27./28. und 30.3., der Marschbefehl am 7.4.45.

Auf dem Wege zu seiner Einheit kam er durch das ➷ vollkommen zerstörte Magdeburg.

Abends erreichte er Halberstadt und verbrachte die Nacht außerhalb der Stadt auf einer Anhöhe im Wald. Die ganze Nacht hörte er die Eisenbahnwagen rangieren. Morgens vergrub er dort die Bücher die er noch dabei hatte. U. a. eine Dünndruckausgabe der Schriften Buddhas, die bei seinen Erzählungen nie fehlte. Dann meldete er sich bei der dortigen militärischen Dienststelle, da seine Einheit bereits in der Nacht abgefahren war.

Nun folgte er seiner Nachrichteneinheit in Richtung Bayern. Er fuhr mit Soldaten einer anderen Nachrichteneinheit auf einem ➷ Opel "Blitz".

Die meiste Zeit saß er vorne auf der Kühlerhaube und musste nach feindlichen Fliegern Ausschau halten.

Reiseziel war dann Bad Aibling bei Rosenheim, das er vermutlich am 30.4. oder 1.5.45 erreichte. Dort erfuhr er, dass sich seine Einheit schon aufgelöst hatte und die Amerikaner die Stadt bald erreichen würden. Er hörte von den Einwohnern dass ein Lebensmittellager der SS aufgelöst und an die Bevölkerung verteilt wurde. Daran beiteiligte er sich mit einem Kameraden und ergatterte einige Konserven. In einer Turnhalle war ein Lager von Fremdarbeitern unter die sie sich abends mischten, möglichst weit vom Eingang entfernt. So überstanden sie auch den Besuch der "Kettenhunde", wie die Militärpolizei genannt wurde. Diese leuchteten nur mit ihren Taschenlampen über die Menge der Fremdarbeiter und zogen bald wieder weiter. Am nächsten Morgen, dem 2.5.1945, sagte man, dass überall in der Stadt weiße Tücher aus den Fenstern hingen. In dem Ofen, der beheitzt wurde, verbrannten sie ihre Schulterstücke und da er noch seine Pistole besaß, ging er in den Stadtpark, um sie dort in den Teich zu werfen. Aber als er in den Park kam, kam ein amerikanischer Soldat direkt auf ihn zu, dem er die Pistole aushändigte (/soldbuch/06.htm). Dieser sagte ihm, dass sich alle deutschen Soldaten auf dem Flugplatz sammeln müssten.

Das amerikanische Militär war mit der großen Anzahl deutscher Gefangener vollkommen überfordert. Eine Woche bekamen sie nichts zu essen, es regnete die ganze Zeit und sie kampierten unter Militär-Zeltplanen. Er meinte, dass er diese Situation nur überstanden habe, mit Hilfe der Konserven, die er noch bei sich hatte. Als die Amerikaner sich organisiert hatten, konnte er im Lagerbüro arbeiten da er die englische Sprache und die Schreibmaschine mit zehn Fingern beherrschte. Dort fertigte er überwiegend die Entlassungspapiere aus bis er am 25.6. seinen eigenen Entlassungschein schreiben durfte (/soldbuch/24.htm ff).

Mit einem Militärlastwagen wurde er mit vielen anderen bis zur Elbe gebracht. Auf dem Wege, bei Eichstätt im Altmühltal, entstand dieses ➷ Gedicht "Landstraße oberhalb von Eichstädt".

Über die Elbe gab es damals noch keine intakten Brücken und so musste jeder selber sehen, wie er weiterkommt. Zu mehreren fanden sie einen Weg über die Elbe und jeder suchte sich dann irgendwelche Mitfahrgelegnheit. Streckenweise konnte er auch mit Zügen mitfahren.

Mir ist nicht bekannt, was ihn nach Wolkratshausen führte. Dort hat er sich ja wohl bis zum 6.7. aufgehalten (/soldbuch/28.htm). Am 6.7.1945 erreichte er sein Zuhause in Berlin-Lankwitz, genau neun Tage nachdem seine Frau mit den zwei Kindern aus Landberg a.d. Warthe ➷ Berlin-Lankwitz erreicht hatte (/soldbuch/29.htm).

Überblick

Soldbuch 27.3.45
28.3.45, 30.3.45, 7.4.45 Eintragungen zu Ausstattung (vor Abmarsch)

7.4.45 Marschbefehl der "Nachrichten Ersatzabteilung 3" zum Eisenbahn Nachrichtenregiment West (oben links) Stempel des Bahnhofswachoffiziers Magdeburg (ohne Datum)
(rechts unten) Meldung in Halberstadt (ohne Datum) Weiterleitung nach Blankenburg.

30.4./1.5.45 Ankunft in Bad Aibling

2.5.45 (Seite 8a) /soldbuch/06.htm in Gefangenschaft, Bad Aibling (westlich vom Chiemsee und südöstlich von München)

25.6.45 Entlassung

26.6. - 5.7.45 Wolkratshausen

6.7.45 Rückkehr nach Berlin


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Erstellt am 04.05.2013 - Letzte Änderung am 05.05.2013.