[Seite] 8846. Reichstag. — 261. Sitzung. Sonnabend den 21. Oktober 1922.
(Präsident.)
Entschuldigt sind die Mitglieder des Reichstags
Herren Käselau und Dr. Runkel.
Wir treten in die Tagesordnung ein.
Erster
Gegenstand:
erste Beratung des von den Abgeordneten
Hergt und Genossen eingebrachten
Entwurfs eines Gesetzes, betreffend
Änderung des Umsatzsteuergesetzes
(Nr. 5055 der Drucksachen).
Ich eröffne die erste Beratung, — schließe sie mangels
Wortmeldungen.
Hierzu liegt der Antrag vor, dieses Gesetz dem Steuerausschuß
zur Vorbereitung zu überweisen.— DasHaus
ist damit einverstanden; die Überweisung ist beschlossen.
Wir kommen zum zweiten Gegenstand:
erste Beratung des von den Abgeordneten
Hergt und Genossen eingebrachten
Entwurfs eines Gesetzes zur
Änderung des Kohlensteuergesetzes
(Nr. 5003 der Drucksachen).
Die Antragsteller haben zu dem Artikel I noch einen
Absatz hinzugefügt, der lautet:
In gleicher Weise wird Steuervergütung in
voller Höhe auf Antrag hinsichtlich derjenigen
Kohle gewährt, die die im An. 137 der Reichs-
Verfassung genannten Körperschaften und die im
§ 13 Abs. 1 Ziffer 7 des Einkommensteuergesetzes
genannten Vereinigungen für ihre Zwecke benötigen.
Ich eröffne die erste Beratung.
Das Wort als Antragsteller hat der Herr Abgeordnete
Hartwig.
Hartwig, Abgeordneter, Antragsteller:
Meine Damen
und Herren! Das Kohlensteuergesetz hat sich je länger je mehr
als ein schwerer Druck gleich wie die stetige Wirkung einer
hydraulischen Presse aus die deutsche Wirtschaft gesenkt, und
immer unheilvoller werden die Wirkungen, die sich aus
dieser Steuer in unserer Wirtschaft ergeben. Selbst die
eingewethtesten Fachkenner haben sich anfänglich über die
Wirkung dieses Gesetzes außerordentlichen Irrtümern hingegeben.
Wenn man bedenkt, daß schon in der Begründung
des Gesetzes im Juni 1920 selbst die Regierung sagte,
daß ein weiteres Ansteigen der Preise infolge der Kohtensteuer
für die Zukunft nicht zu erwarten set, so muß man
sagen, daß durch die Entwicklung nichts so sehr widerlegt
worden ist als diese Ansicht. Damals wurde der Ertrag
der Kohlensteuer auf 4,5 Milliarden geschätzt, heule schätzt
sie nach mir zugegangenen Nachrichten der Reichskohlenrat
nach dem Stande vom 1. Oktober auf etwa 171 Milliarden.
Wie ungeheuer diese Summe auf unsere Wirtschaft drücken
muß, wird jedem Einsichtigen ohne weiteres klar sein.
Wie schwer wir alle unter der Kohlenverteuerung durch
die Kohlensteuer leiden, möchte ich an einigen Beispielen
kurz darzulegen versuchen. Nach mir gewordenen Mitteilungen
wird es der Industrie, besonders auch im Bergbau,
immer schwerer, die Löhne und Gehälter der im
Bergbau Tätigen in ausreichender Weise der immer mehr
steigenden Teuerung anzupassen, und zwar deswegen, weil
die Kohlensteuer auf die Produktion und den Absatz wie
ein schwerer Hemmschuh drückt. Es ist deshalb gar nicht
möglich, die Preise des Produktes so zu steigern um den
Ausgleich für die notwendige Höhe der Löhne und Gehälter
im Werte des Produktes zu finden, weil dem die Wirkung
der Kohlensteuer wie ein Wall entgegenwirkt.
Schon diese Tatsache muß uns zeigen, daß mit dieser
Steuer ein falscher Weg begangen worden ist, auch hier
kann unsere Wirtschaft und vor allen Dingen das Reich
nicht gesund erhalten werden.
Immer mehr hat sich der Preis unserer Kohle gerade
infolge der Kohlensteuer dem Weltmarktpreise genähert.
Die Befürworter der Kohlensteuer haben seinerzeit gerade diese
Wirkung als eine günstige hingestellt. Mag man
dazu stehen, wie man will: es wird doch jeder Einsichtige
ohne weiteres zugeben, daß wenn dieser Punkt einmal
eingetreten ist, tue Konkurrenz des Auslandes der inländischen
Konkurrenz um denjenigen Betrag, der in der
Kohle als Steuer steckt, also hier um diese 171 Milliarden
Mark, voraus ist und um diesen Betrag auf dem Weltmarkt
billiger produzieren kann als die deutsche. Man
vergegenwärtige sich die produktionshemmende Wirkung,
die die Kohlensteuer hat, wenn sich der Preis der deutschen
Kohle bei nur geringer Stabilisierung der Mark so dem
Weltmarktpreis genähert hat.
Meine verehrten Damen und Herren! Diese Tatsache
ist so schwerwiegend, daß sie genügen sollte, um mit allem
Ernst eine Abwendung dieser Gefahr zu versuchen.
Ich möchte noch auf eine andere schwere Benachteiligung
der deutschen Volkswirtschaft hinweisen. Wer
die Wirkungen der Kohlensteuer, besonders aus die mittleren
und Zwergbetriebe in unserer deutschen Volkswirtschaft
einmal beobachtet — ich weise besonders auf die
vielen Betriebe in der westfälischen Mark, im Belgischen
hin — wird wissen, daß alle diese kleinen Betriebe der
Eisenindustrie gar nicht mehr die Mittel finden, um ihren
Betrieb aufrechterhalten zu können. Man vergegenwärtige
sich nur, daß mit jedem Zentner Kohle, den Preis der
Kohle mit 400 Mark berechnet, 160 Mark Steuern bezahlt
werden müssen!
(Sehr wahr! bei den Deutschnationalen.)
Das können selbst große kaum noch, die kleinen Betriebe
aber unmöglich tragen. So sehen wir, daß das Rad der
deutschen Wirtschaft allmählich von unten heraus zum
Stillstehen gebracht wird. Wertvollste Teile, besonders
diejenigen des kleinen und selbständigen Mittelstandes,
soweit sie zu den Kohle verarbeitenoen Betrieben gehören,
schalten wir allmählich aus unserer Wirtschaft aus.
Immer größer wird das Heer der Unselbständigen und
immer kleiner die Zahl derjenigen, die noch selbständig in
der deutschen Wirtschaft arbeiten können und den Gang
der deutschen Wirtschaft mitbestimmen. Daß das ein
falscher Weg ist und daß eine Steuer, die eine solche
Wirkung auslost unter allen Umstanden von allen Einsichtigen
bekämpft werben muß, liegt auf der Hand. Ich
glaube auch, daß das hohe Haus darin einig ist, daß wirble
geschilderte wertvolle Gueoerung in der Volks- und
Berussschtchiung erhallen müssen. Wenn ich aus all die
Meten kremen Betriebe der Gervgteßereien, der Formereien,
der Hammerwerle usw. hinwerfe, daun sehen Sie an diesen
paar rsruppen, wie schwer die Gefahr rp, die unrer der
Wirkung der Kohtensteuerfchraube eingetreten ist.
Aber tausend andere Gründe sprechen für die
Herabsetzung der Kohlensteuer von 4o auf 30 Prozent.
Ich will aber nur noch darauf hinweisen, daß diese geringe
Senkung der Kohlensteuer auch eine wesentliche Verbilligung
der gesamten Lebenshaltung des Volkes herbeiführen
wurde.
(Sehr richtig! bei den Deutschnationalen.)
Ich begnüge mich damit, an die Fabrikation der Lebensmittel,
selbst des Brotes, vom Landwirt an gerechnet, der
die Kohlen beim Drusch usw. braucht, bis zum Bäcker zu
erinnern. Auf die Fabrikation sämtlicher Teigwaren wird
gerade die Herabsetzung der Kohlensteuer von 40 auf
30 Prozent preisermäßigend wirken müssen. Das alles,
meine verehrten Damen und Herren, hat uns bewogen,
Ihnen diesen Antrag vorzulegen.
Lassen Sie mich nun mit einigen Worten auch noch
auf die Verbilligung der Hausbrandkohle kommen. Hier
ist vor allen Dingen einzusetzen. Ist schon die Not der
selbständigen Wrtschaftsbetriebe infolge der Kohlensteuer
so groß geworben, dann ist es besonders notwendig, einen
Reichstag. — 261. Sitzung. Sonnabend den 21. Oktober 1922. 8847
(Hartwig, Antragsteller.)
Weg zu suchen, der aus der Not betreffs der Hausbrandkohle
— der Winter steht vor der Tür — herauszuführen
geeignet ist. Wenn man sich die Begründung der früheren
Gesetze ansieht, namentlich auch die Beratung, die das
Gesetz im Reichswirtschaftsrat gefunden hat, dann findet
man, daß überall die Verbraucher einig waren in der
Ablehnung des Gesetzes wegen seiner Wirkung auf die
unhaltbare Verteurung der Hausbrandkohle.
Man vergegenwärtige sich, um nur die Ärmsten zu
nennen, in welcher Lage heute die Invalidenrentner, die
Kleinrentner usw. sich befinden. Damals haben die
Freunde des Gesetzes dem Einwand gegenüber, daß
gerade die unbemittelten Schichten die Besteuerung des
Hansbrandes nicht tragen könnten, gemeint: das ist doch
wohl zu tragen, denn jetzt — es war damals Anfang
Dezember — haben sich diese Schichten bereits eingedeckt.
So steht es wörtlich in dem Bericht, den der Berichterstatter
im Reichswirtschaftsrat erstattet hat. Meine
Damen und Herren! Diese Kreise sind gar nicht in der
Lage, sich für den Zeitraum eines ganzen Winters mit
Hausbrand einzudecken, sondern die müssen ihn zentnerweise
hereinholen. Daher ist es ganz unmöglich, mit
einer derartigen Begründung einem solchen Gesetzentwurf
zuzustimmen. Ich brauche dafür nur auf folgendes hinzuweisen.
Berechnen Sie sich die Wirkungen dieses Gesetzes
auf die kinderreichen Familien. Familien ohne Kinder,
nur aus erwachsenen Personen bestehend, sind schon eher
in der Lage, schließlich warm angezogen den Winter in
kühlen Räumen zuzubringen. Das ist aber bei Familien
mit Kindern ausgeschlossen. Wenn diese ihre Kinder
durch den Winter hindurch gesund erhalten wollen, sind
sie gezwungen, ein bestimmtes Quantum von Hausbrand
während des Winters zu verbrauchen. Wenn man nun
nur den geringen Satz von 40 Zentnern im Winter
annimmt, dann können Sie sich bei einem Satz von
160 Mark Steuer pro Zentner ausrechnen, wie ungeheuer
stark gerade die kinderreichen Eltern unter der Kohlensteuer
leiden müssen. Wie stark die steuerliche Entlastung
sein würde geht daraus hervor, daß 31 Prozent des
Steueraufkommens von 171 Milliarden auf den Hausbrand
entfallen.
Nur diese wenigen Ausführungen will ich hier machen,
um das hohe Haus nicht noch länger in Anspruch zu nehmen.
Ich sehe an der Zerstreutheit des Hauses, daß der Sonnabendnachmittag
seine Wirkungen ausübt, und will deshalb
versuchen, recht kurz zu sein, damit die Heimatsehnsucht
gestillt wird.
(Heiterkeit.)
Auf eins möchte ich aber trotzdem noch Hinweisen. Das
ist der Ergänzungsantrag, den wir gestellt haben. Es
ist ja durch den Kollektivantrag der Parteien wie durch
einen Antrag der Sozialdemokratischen Fraktion versucht
worden, den Krankenanstalten und gemeinnützigen Wohlfahrtsanstalten
zu helfen. Wir haben geglaubt, daß durch
keine Maßnahme so nachhaltig geholfen werden kann, als
wenn wir diesen Anstalten durch eine Ermäßigung oder
Erlaß der Kohlensteuer zu Hilfe kommen.
(Sehr richtig! bei den Deutschnationalen.)
Heute morgen hat ein Mitglied des Hauses im
Sozialen Ausschuß den Beweis gebracht, daß eine Anstalt,
die früher 15 000 Mark für Kohlen ausgegeben hat,
heute 3 Millionen ausgeben muß. Man berechne, welch
hohe Steuern darin stecken, und daß diese Anstalten, die
zu dem Pflegesatz von nur 50, 60 bis 85 Mark, den sie
von den Kommunen erhalten, monatlich etwa noch
150 Mark zuschießen müssen. Wie können diese Anstalten
existieren, wenn das Reich ihnen noch diesen ungeheuren
Steuerbetrag aufhalst. Das ist ganz unmöglich. Wir
gehen hier einen Weg, der auf der einen Seite unsere
Wirtschaft durch die Steuern ermordet, und auf der
anderen Seite ist das Reich stetig gezwungen, durch ungeheure
Milliardenbeträge die Löcher zuzustopfen, die es
fortwährend durch produktionshindernde Steuern aufreißt.
- (Sehr richtig! bei den Deutschnationalen.)
Ich möchte Ihre Geduld nicht länger auf die Probe
stellen, trotzdem die Sache wichtig genug ist, sie recht tief
auszuschöpfen. Ich glaube, daß das hohe Haus mit uns
der Meinung ist, daß unser Antrag einen gangbaren Weg
darstellt, wie man auf den einzelnen Gebieten helfen kann.
Wir sind nicht der Meinung, daß er nicht verbesserungsfähig
ist. Wir hoffen, daß es im 11. Ausschuß gelingen
wird, immerhin einen Weg zu finden, um zu helfen.
Ich bitte also, unseren Antrag dem 11. Ausschuß zu
überweisen.
(Bravo! bei den Deutschnationalen.)
Präsident: Das Wort hat der Herr Abgeordnete
Eichhorn.
Eichhorn, Abgeordneter: Ich will nur ganz kurz
erklären, daß wir mit der Überweisung des Antrages an
den 11. Ausschuß einverstanden sind. Ich muß aber doch
konstatieren, daß dieser Antrag Hergt und Genossen etwas
nach Demagogie riecht. Wir hatten bereits im März
einen viel eingehenderen Antrag eingebracht, der die
Ungerechtigkeit der Kohlensteuer beseitigen sollte, insbesondere
für die Hausbrandkohle. Damals haben Sie
aber unseren Antrag abgelehnt, und heute kommen Sie
(zu den Deutschnationalen) mit demselben Antrage. Das
hindert uns aber nicht, für diesen Antrag zu stimmen.
Das wollte ich nur konstatieren.
Präsident: Das Wort hat der Herr Abgeordnete
Löffler.
Löffler, Abgeordneter:
Meine Damen und Herren!
Im Ältestenausschuß war vereinbart worden, über diesen
Antrag hier im Hause keine Debatte zu führen. Der
Vertreter der deutschnationalen Fraktion, Herr Abgeordneter
Schultz (Bromberg), hat ebenfalls dieser Vereinbarung
vorbehaltlich der Zustimmung seiner Fraktion
zugestimmt. Das Propagandabedürfnis der Deutschnationalen
scheint aber diese praktische Erwägung über
Bord geworfen zu haben. Ich will hier auf Einzelheiten
nicht eingehen, sondern nur ein paar kurze Bemerkungen
machen.
Der Herr Vorredner sprach von einer Zerstreutheit
dieses Hauses. Ich glaube, die Zerstreutheit lag auf
seiner Seite; denn er bewegte sich auf einem Gebiete, dem
er nicht gewachsen ist.
(Zuruf bet den Deutschnationalen: Machen Sie es
besser!)
Er führte aus, die deutsche Industrie verliere infolge der
Kohlensteuer ihre Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkte.
Dem kann man in diesem Ausmaß, wie es hier vorgetragen
wurde, nicht zustimmen. Die deutsche Industrie,
auch die Ausfuhrindustrie, ist bisher wettbewerbsfähig
gewesen. Sie schwamm im Valutawasser. Wenn die
Kohlensteuer nicht vorhanden wäre, dann würde die
deutsche Ausfuhrindustrie für ihre Ausfuhrprodukle keinen
Pfennig weniger nehmen, als sie jetzt nimmt. Denn sie
steht auf dem Standpunkt: Nimm dir, was du kriegen
kannst!
(Zuruf bei den Deutschnationalen: Das ist Agitation!)
— Das ist keine Agitation; das sind Tatsachen. Durch
die Kohlensteuer ist erzielt worden, daß Mittel, die sonst
in die Taschen der Ausfuhrindustrie fließen würden, dem
Reiche zugute kommen. Das sollten auch Sie, die Sie
von sich behaupten, staatserhaltend zu sein, nicht außer
acht lassen.
8848 Reichstag. — 261. Sitzung. Sonnabend den 21. Oktober 1922.
(Löffler, Abgeordneter.)
Bezüglich des Hausbrandes will ich hier, ohne mich
auf Einzelheiten einzulassen, auf eine Bestimmung hinweisen,
auf die ich schon früher einmal verwiesen habe.
Es dürfte allgemein bekannt sein, daß sich in § 6 Anlage
10 des Friedensvertrages eine Bestimmung befindet,
die von der Reparationskohle und ihrem Preise spricht.
Dort ist gesagt:
Der Preis stellt sich wie der deutsche Preis frei
Grube, den die deutschen Reichsangehöhrigen
zahlen, unter Hinzurechnung der Fracht bis zur
französischen, belgischen, italienischen oder luxemburgischen
Grenze.
Ich mache bloß darauf aufmerksam, daß dies eine Frage
ist, die uns zu höchster Vorsicht zwingt und die allerdings
im Ausschuß eingehend debattiert werden kann.
(Zuruf von den Deutschnationalen: Und die Sie hier
besser nicht angezogen hätten!)
— Ich habe sie hier nur angezogen, weil Ihr Redner
mir dazu Veranlassung gegeben hat, mich gewissermaßen
dazu gezwungen hat.
(Erneute Zurufe von den Deutschnattonalen.)
Ich will auf diese Dinge nicht weiter eingehen; ich
bin einverstanden mit der Überweisung des Antrags an
den Steuerausschuß, hätte aber gewünscht, daß die
deutschnationale Fraktion von vornherein diesem Antrag,
der im Ältestenausschuß vorbereitet und angenommen war,
zugestimmt hätte.
(Bravo! bei den Sozialdemokraten.)
Präsident: Die Redner sind alle einig gewesen in
der Notwendigkeit der Überweisung an den 11. Ausschuß.
Ich nehme an, daß das Haus damit einverstanden ist. —
Es ist so beschlossen.
Wir kommen zum dritten Gegenstand der Tagesordnung:
Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr Lauscher und Genossen, betreffend
Abwehr gegen die Überflutung
Deutschlands durch valutastarke Ausländer
(Nr. 5068 der Drucksachen).
Ich eröffne die Beratung.
Das Wort hat der Herr Antragsteller Abgeordneter
Dr. Lauscher.
Dr. Lauscher, Abgeordneter, Antragsteller:
Meine Damen und Herren! Der furchtbare Absturz unserer Valuta,
dem die inländische Preisgestaltung naturgemäß sich nicht
vollkommen anpassen kann, ohne die bereits stark verringerte
Kaufkraft des deutschen Publikums vollständig zu
zerstören, hat seit langem die Folge gezeitigt, daß Deutschland
auf das valutastarke Ausland eine ganz außerordentlich
starke Anziehungskraft ausübt. Diese Anziehung
mag für einzelne eng umschriebene Wirtschaftskreise gewisse
Vorteile mit sich bringen. Der großen Mehrheit
des deutschen Volks bringt sie jedenfalls empfindlichsten
Schaden. Ein immer stärker anschwellender Strom kauflustiger
und kaufkräftiger Ausländer überflutet nach allen
Richtungen hin das deutsche Land. Preise, die für den
deutschen Käufer nachgerade unerschwinglich geworden
sind, sind für diese Ausländer geradezu Schleuderpreise.
Man reist als Ausländer in Deutschland so gut wie
kostenlos, und die Lebenshaltung, mögen die Preise,
in Papiermark ausgedrückt, auch noch so phantastisch
anmuten, ist gleichfalls für sie äußerst billig.
Je tiefer unsere Wähmng sinkt, desto günstiger für die
Ausländer die Konjunktur, und desto eifriger wird sie
naturgemäß auch ausgenutzt. Diese valutakräftigen Ausländer
kaufen unsere Magazine mit beängstigender
Schnelligkeit leer, und soweit dann die Läger überhaupt
wieder aufgefüllt werden können, erzeugt der fortschreitende
Verfall der deutschen Währung immer höhere Preise, die
den deutschen Käufer kaufunfähig machen, für den Ausländer
dagegen die Konjunktur fortgesetzt verbessern. So
wird Deutschland ausgekauft oder, wenn man es beim
rechten Namen nennen will, ausgeplündert.
Diese Zustände können und dürfen nicht länger hingenommen
werden. Man kann dem deutschen Volke auf
die Dauer nicht zumuten, mit stiller Ergebung zuzusehen,
wie die Waren, deren es selber dringend bedarf, von
zahlungskräftigen Ausländern aufgekauft und weggeführt
werden. Diese Dinge schreien geradezu nach Abhilfe.
Was bisher in dieser Richtung geschehen ist, beschränkt sich
zum großen Teil auf private Maßnahmen und ist vollkommen
unzulänglich. Wir fordern die Regierung auf,
unverzüglich einschneidende und wirksame Maßnahmen zu
treffen, um dem Übel Einhalt zu tun, und wir
wünschen, daß diese Maßnahmen sobald wie irgendmöglich
getroffen werden. Dabei legen meine politischen
Freunde ganz besonderes Gewicht darauf, daß
eine Maßnahme ergriffen wird, die zweifellos die Wirkung
haben wird, den Zustrom der Ausländer einzudämmen
und die noch die wettere erfreuliche Wirkung haben wird,
daß sie den deutschen Reichsfinanzen zugute kommen und
die Sanierung unseres Verkehrswesens erleichtern kann.
Wir verlangen die Einführung eines angemessenen
Valutazuschlages für Ausländer auf den deutschen
Eisenbahnen. Es ist einfach nicht zu verstehen, daß der
Reichseisenbahnrat am 5. Oktober dieses Jahres sich in
aller Form gegen diesen Gedanken ausgesprochen hat, und
fast noch unverständlicher als die Stellungnahme selbst
erscheint mir die Begründung, mit der man sie zu stützen
versucht hat. Der Reichseisenbahnrat meint, die seit
altersher im internationalen Verkehr geübte gleichmäßige
Behandlung der Ausländer und Inländer müßte auch in
Zukunft aufrechterhalten werden. Gegen diesen Satz an
sich wird kein Mensch etwas einzuwenden haben; aber ich
frage: ist denn das vielleicht eine gleichmäßige Behandlung,
wenn der Ausländer geradezu für ein Trinkgeld
quer durch Deutschland fahren kann, während für den
Deutschen die Benutzung der Eisenbahn allmählich ein
Luxus zu werden droht, den sich nur noch wenige und
jedenfalls nicht die Minderbemittelten leisten können?
(Sehr wahr! im Zentrum und rechts.)
Immer höher werden unsere Eisenbahntarife hinaufgeschraubt.
Vom 1. Dezember ab sollen sie das Dreifache
der Oktobersätze, und vom 1. Januar ab sollen sie auch
in der 3. und 4. Wagenklasse das Hundertfache der
Friedenssätze betragen. Es mag sein, daß diese Steigerung
unvermeidlich ist, und daß sie deswegen vom deutschen
Volke einfach getragen werden muß. Aber wenn die
Dinge schon so liegen, daß wir an einer so ungeheuerlichen
Heraufsetzung der Tarife nicht mehr vorbeikönnen,
dann ist es meines Erachtens doch ein Gebot nicht bloß
der Billigkeit, sondern der einfachen Gerechtigkeit, daß
auch der Ausländer, der unsere Verkehrsmittel benutzt,
an diesen Lasten entsprechend beteiligt wird.
(Sehr wahr! im Zentrum und rechts.)
Der verständige, billig denkende Ausländer wird nicht verlangen,
daß zum Beispiel der Holländer für den gleichen
Preis von Aachen nach Berlin fahren kann, für den er
auf den holländischen Bahnen die kurze Strecke von
Aachen nach Mastricht zurücklegt.
(Hört! Hört! im Zentrum.)
Er wird nicht verlangen, daß er für eineinhalb Franken
von München nach Berlin befördert wird. Solche Verhältnisse
sind auf die Dauer unerträglich;
(sehr richtig! im Zentrum und rechts)
sie sind innerlich unsinnig und unhaltbar. Wir sind überzeugt,
daß es nicht gegen den alten Grundsatz der gleichmäßigen
Behandlung der Inländer und Ausländer
verver
Reichstag. — 261. Sitzung. Sonnabend den 21. Oktober 1922. 8849
(Dr. Lauscher, Antragsteller.)
verstößt, sondern im Gegenteil eine Konsequenz dieses Grundsatzes
ist, wenn ein angemessener Valutazuschlag für die
Ausländer auf den deutschen Reichsbahnen erhoben wird.
(Sehr wahr! im Zentrum.)
Man wende auch nicht ein, es ständen außenpolitische
Schwierigkeiten im Wege. Es mag sein, daß hier
und da im Ausland sich Widerspruch gegen eine derartige
Maßnahme erheben wird. Aber man hat es doch hingenommen,
daß überall in Deutschland für den Besuch
von Museen, von Theatern, von Sehenswürdigkeiten jeder
Art von Ausländern Zuschläge erhoben werden. Es ist
absolut nicht einzusehen, warum die ohnehin in bitterster
Not befindlichen Finanzen des Reichs andauernd auf
diesen Ausgleich verzichten sollen.
Auch technische Schwierigkeiten nennenswerter Art
gibt es für diese Maßnahmen nicht zu überwinden. Es
versteht sich von selber, daß der Zuschlag nicht etwa am
Schalter erhoben werden kann. Es würden sich — leider
ist es so — regelmäßig elende Subjekte bereit finden lassen,
für ein Trinkgeld dem Ausländer eine Fahrkarte zu
deutschen Preisen zu besorgen. Die Sache kann einfach
in der Weise erledigt werden, daß für die Benutzung der
V-Züge — denn nur um die Ausländer, die diese benutzen,
kann es sich handeln — ein Personalausweis mit
Lichtbild verlangt wird, und daß dann während der
Fahrt durch den Zugführer diese Ausweise kontrolliert
werden und für die Ausländer der Valutazuschlag eingezogen
wird.
(Sehr gut! im Zentrum und rechts.)
Auf diese Weise läßt sich die Sache einfach regeln. Selbst
wenn eine geringe Personalvermehrung dabei unvermeidlich
sein sollte, glaube ich, würde das eine Ausgabe sein,
die sich rentieren würde. Denn es würde bestimmt dazu
führen, daß ein großer Teil der Ausländer, die uns
auskaufen, die die notwendigsten Lebensmittel und
Gebrauchsgegenstände ins Ausland entführen, künftig zu
Hause bleiben, und daß diejenigen, die nicht darauf verzichten
wollen oder können, nach Deutschland zu reisen, es
jedenfalls nicht mehr auf Kosten des deutschen Volks tun.
Meine Damen und Herren! Ich glaube, es gibt im
deutschen Volke niemand, der die Notwendigkeit durchgreifender
Maßnahmen der angedeuteten Art verkennt, und
ich möchte die Hoffnung aussprechen, daß die Regierung
sich beeilen wird, ein Gesetz, wie es in unserm Antrage
gewünscht wird, dem Reichstage vorzulegen.
(Beifall im Zentrum.)
Präsident: Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor.
Ein Antrag auf Ausschußberatung ist nicht gestellt.
Wir können also gleich darüber abstimmen, ob wir dem
Antrag Dr. Lauscher, der ja eine Aufforderung an die
Reichsregierung ausspricht, zustimmen wollen. Ich bitte
die Damen und Herren, die das tun wollen, sich vom
Platze zu erheben.
(Geschieht.)
Das ist die Mehrheit; der Antrag Dr. Lauscher ist angenommen.
Wir kommen zum 4. Gegenstand der Tagesordnung, zur
Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Stresemann, Marx, Hergt, Erkelenz,
Leicht und Genossen, betreffend Beihilfe
für Einrichtungen der Wohlfahrtspflege
(Nr. 5072 der Drucksachen).
Meine Damen und Herren! Dieser Antrag Dr.
Stresemann, Marx, Hergt, Erkelenz, Leicht und Genossen,
betreffend Beihilfe für Einrichtungen der Wohlfahrtspflege,
ist inzwischen durch einen neuen Antrag ersetzt worden,
der unter Nr. 5103 dem Hause vorliegt. Ich schlage
Ihnen vor, diesen neuen Antrag an Stelle des alten zu
beraten und mit dieser Beratung den nächsten Gegenstand
der Tagesordnung zu verbinden, die
Beratung des Antrags der Abgeordneten
Müller (Franken) und Genossen, betreffend
Unterstützung gemeinnütziger
Anstalten
(Nr. 5073 der Drucksachen),
da er denselben Gegenstand betrifft und die Antragsteller
sich nunmehr mit den übrigen Antragstellern zu Punkt 4
auf einen Antrag geeinigt haben. — Das Haus ist damit
einverstanden.
Das Wort hat die Frau Abgeordnete Teusch (Köln).
Teusch (Köln), Abgeordnete: Ich beantrage die
Verweisung dieses Antrages zur Vorberatung an den
6., den Sozialpolitischen Ausschuß.
Präsident: Das Wort hat der Herr Abgeordnete
Streiter. — Auch der Herr Abgeordnete Streiter wollte
das gleiche beantragen.
Wird gegen die Überweisung dieses Antrags an den
6. Ausschuß ein Einwand erhoben? — Das geschieht
nicht. Dann ist es beschlossen, und damit sind die
Punkte 4 und 5 der Tagesordnung erledigt.
Wir kommen zum 6. Gegenstand, zur
ersten und zweiten Beratung des von
den Abgeordneten Dr. Stresemann und
Genossen eingebrachten Entwurfs eines
Gesetzes zur Verlängerung der Zuckerungsfrist
der Weine des Jahrgangs
1922
(Nr. 5076 der Drucksachen).
Ich eröffne die erste Beratung.
Das Wort für die Antragsteller hat der Herr Abgeordnete
Dr. Moldenhauer.
Dr. Moldenhauer, Abgeordneter, Antragsteller:
Meine Damen und Herren! Der Antrag spricht für sich
selbst. Das schlechte Wetter in diesem Herbst macht es
notwendig, die Bezuckerungsfrist für den Wein noch um
ein halbes Jahr zu verlängern.
Präsident: Das Wort hat der Herr Abgeordnete
Körner.
Körner, Abgeordneter:
Auch meine Freunde anerkennen
die Notwendigkeit, den Termin für die Zuckerung
des diesjährigen Weines bis 31. März nächsten Jahres
zu verlängern. In diesem Jahre ist leider eine Zuckerung
des deutschen Weines in allen Weinbaugebieten notwendig.
Die Aussichten für einen guten Weinherbst waren bis
Ende Juli sehr gut. Dann aber setzte das für den
Weinstock besonders schädliche schlechte, nasse und naßkalte
Wetter ein, so daß die Aussichten von Tag zu Tag
schlechter geworden sind. Die Weinlese mußte, da eine
Besserung der Witterung nicht eintreten wollte, verhältnismäßig
bald stattfinden. Der Ertrag ist zwar der Menge
nach ein guter, jedoch muß die Qualität durch eine entsprechende
Behandlung und durch eine dem Gesetz entsprechende
Zuckerung verbessert werden. Die Lage unserer
kleinen Weingärtner und Winzer ist aber heute keine
günstige. Wer gezwungen ist — und hierzu sind manche
gezwungen —, gleich im Herbst zu verkaufen, löst nur
40 bis 60 Mark für das Liter Wein, ein Preis, der bei
der heutigen Geldentwertung ein sehr geringer ist.
Ich will nur einen Vergleich ziehen. Früher konnten
unsere Weingärtner für den Erlös von einem Hektoliter
vier bis fünf Paar Stiefel kaufen. In diesem Jahre
reicht es kaum für ein Paar Stiefel.
Die Zuckerernte in diesem Jahre wird derartig eingeschätzt,
daß es wohl recht leicht möglich sein wird, dem
deutschen Weinbau die entsprechende Menge Inlandszucker
zu überweisen, wie das auch in den letzten Jahren geschah.
Unser Weinbau wird nicht in der Lage sein, die hohen
8850. Reichstag. — 261. und 282. Sitzung. Sonnabend den 21. Oktober 1922.
(Körner, Abgeordneter.)
Ausgaben für Auslandszucker zu machen. Wir möchten
deshalb die Regierung bitten, dafür zu sorgen, daß auch
in diesem Jahre die gleichen Mengen Inlandszucker wie
in den letzten Jahren unseren Weingärtnern und Winzern
zur Verbesserung des Weins überwiesen werden. Ich
glaube, dadurch wird es möglich werden, auch den diesjährigen
Wein zu einem guten und trinkbaren Tropfen
auszubauen. Das erspart uns dann wieder die Einfuhr
ausländischer Weine, so daß es auch im volkswirtschaftlichen
Interesse liegt, wenn es dem deutschen Weinbau
ermöglicht wird, den diesjährigen Jahrgang entsprechend
zu behandeln.
(Bravo I)
Präsident: Weitere Wortmeldungen liegen nicht
vor; die erste Beratung ist geschlossen.
Ein Antrag auf Ausschußberatung ist nicht gestellt.
Ein Antrag auf Ausschußberatung ist nicht gestellt.
Wir können also sofort in die
zweite Beratung
eintreten. Ich eröffne die Besprechung über Art. I, —
schließe sie, da Wortmeldungen nicht vorliegen. Ich bitte
diejenigen Damen und Herren, welche dem Art. I in der
von den Herren Abgeordneten Dr. Stresemann und Genossen
beantragten Fassung zustimmen wollen, sich von
den Plätzen zu erheben.
(Geschieht.)
Das ist die Mehrheit.
(Widerspruch links.)
— Ich bitte, noch einmal aufzustehen.
(Geschieht.)
— Das Bureau ist einig, daß die Mehrheit steht. Der
Art. I ist angenommen.
Ich rufe auf Art. II — und darf ihn für angenommen
erklären.
Einleitung und Überschrift — desgleichen.
Meine Damen und Herren, es wird sich empfehlen,
die dritte Lesung des Gesetzentwurfs an einem der
nächsten Tage vorzunehmen. — Das Haus ist damit einverstanden.
Wir kommen zum siebenten Gegenstand der Tagesordnung:
zweite und dritte Beratung des Entwurfs
eines Gesetzes zur Änderung der
Verordnung über Lohnpfändung
(Nr 5050 der Drucksachen).
Mündlicher Bericht des 22. Ausschusses (Rechtsausschuß)
(Nr. 5097 der Drucksachen).
Berichterstatter: Abgeordneter Dr. Bell.
Ich eröffne die zweite Beratung über den Art. I.
Dazu liegt ein Antrag auf Drucksache Nr. 5099, Müller
(Franken) und Genossen, vor: das Wort „einhundertzwanzigtausend"
zu ersetzen durch das Wort „einhundertachtzigtausend".
Wird das Wort gewünscht? — Das
geschieht nicht.
Wir kommen zur Abstimmung. Ich bitte diejenigen
Damen und Herren, welche dem Antrag Müller (Franken)
und Genossen auf Drucksache 5099, nämlich Erhöhung
der Grenze, zustimmen wollen, sich von den Plätzen zu
erheben.
(Geschieht. — Pause.)
Das Bureau kann sich nicht einigen, welches die Mehrheit
ist. Wir müssen auszählen.
Ich bitte diejenigen Damen und Herren, die dem
Antrage zustimmen wollen, den Saal durch die Tür
rechts von mir, diejenigen, welche ihn ablehnen wollen,
den Saal durch die Tür links von mir wieder zu betreten.
Ich bitte, den Saal zu verlassen.
(Geschieht.)
Die Türen des Saales mit Ausnahme der beiden
Abstimmungstüren sind zu schließen.
(Geschieht.)
Die Zählung beginnt.
(Geschieht.)
Die Abstimmung ist geschlossen. Die Türen sind
wieder zu öffnen.
(Geschieht.)
Ich bitte, auf dem Bureau abzustimmen.
Schriftführer Abgeordneter Heiler Nein!
Schriftführerin Abgeordnete Teusch (Köln): Nein!
Schriftführer Abgeordneter Schwarz (Hessen): Nein!
Schriftführerin Abgeordnete Schuch: Ja!
Präsident: Ja!
(Pause.)
Es haben gestimmt 87 Mitglieder mit Nein, 86 Mitglieder
mit Ja; das Haus ist also beschlußunfähig.
Wir müssen abbrechen.
Ich berufe die nächste Sitzung ein auf heute
nachmittag 3 Uhr 5 Minuten mit der Tagesordnung:
Rest der bisherigen Tagesordnung mit Ausnahme
des eben aufgerufenen Punktes 7.
(Schluß der Sitzung 3 Uhr 2 Minuten.)
262. Sitzung.
Die Sitzung wird um 3 Uhr 5 Minuten durch
den Präsidenten Löbe eröffnet.
Präsident: Die Sitzung ist eröffnet.
Wir kommen zum ersten Gegenstand der Tagesordnung:
zweite und dritte Beratung des Entwurfs
eines Gesetzes zur Änderung
der Gebührenordnung für Zeugen und
Sachverständige
(Nr. 5049 der Drucksachen).
Mündlicher Bericht des 22. Ausschusses (Rechtsausschuß)
(Nr. 5098 der Drucksachen).
Berichterstatter: Abgeordneter Dr. Rosenfeld.
Das Wort hat der Herr Berichterstatter.
Dr. Rosenfeld, Abgeordneter, Berichterstatter:
Dem Ausschuß lag ein Antrag vor, die Stundenhöchstsätze für
Zeugen auf 130 Mark statt auf 100 Mark und die für
Sachverständige auf 180 Mark statt auf 150 Mark und
bei besonders schwierigen Leistungen auf 240 Mark statt
auf 200 Mark festzusetzen, ferner durch einen Zusatz zu
§ 2 Abs. 2 der Gebührenordnung klarzustellen, daß bei
der Entschädigung der Zeugen bis zu der vorgesehenen
Höchstgrenze der volle Verdienstausfall zu ersetzen sei, und
endlich die im Art. II des Entwurfs vorgesehene Ermächtigung
der Reichsregierung, mit Zustimmung des
Reichsrats die Gebührensätze anderweitig festzusetzen, nach
dem Vorbilde der geltenden Vorschriften über die Entschädigung
der Schöffen und Geschworenen dahin näher
zu begrenzen, daß der Höchstsatz der Zeugengebühren mindestens
auf den Betrag festzulegen sei, der sich ergibt,
wenn das Einkommen, für das es nach §48 Abs. 1 des
Einkommensteuergesetzes einer Veranlagung nicht bedarf,
auf 300 Arbeitstage im Jahre von 8 Stunden verteilt
wird.
Dieser Antrag fand die einhellige Zustimmung des
Ausschusses.