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Kämpfende Schwäne
Lovis Corinth über den Freund Walter Leistikow

Das Buch "Das Leben Walter Leistikows – Ein Stück Berliner Kulturgeschichte", erschien 1910 bei Paul Cassirer und wurde vor einiger Zeit im Berliner Gebr. Mann Verlag neu herausgegeben, kommentiert und mit einem Nachwort versehen von Reimar F. Lacher. Damit legt der Maler Corinth ein äußerst farbiges Erinnerungsbuch für den viel zu früh verstorbenen Freund vor.

Walter Leistikow wurde vor 135 Jahren, am 25. Oktober 1865, in Bromberg geboren. Ersten Zeichenunterricht erhielt er bereits in seiner Vaterstadt. Mit 17 Jahren zog er nach Berlin, als Aspirant an der Hochschule für die bildenden Künste. Nach einem halben Jahr wurde er jedoch als talentlos zurückgewiesen. Leistikow ließ sich allerdings nicht entmutigen, war es doch sein größter Wunsch, Maler zu werden. Schon als Kind soll er zu seiner Mutter gesagt haben: "Nur einen Tag Maler sein und dann sterben" (Zitat nach Corinth). Er nahm Privatunterricht bei Hermann Eschke und bei Hans Gude. 1886 beteiligte er sich erstmals am Berliner Salon. 1887 dann begegnete er Lovis Corinth in Berlin. Doch erst 1890 lernten die beiden Künstler sich bei einem Aufenthalt Leistikows in Königsberg besser kennen. Corinth: "Unsere Bekanntschaft wurde dann zu einer Freundschaft, die nur mit seinem Tode aufgehört hat, gegenseitig zu wirken."

Eine zentrale Rolle spielte der Bromberger bei der Gründung der Berliner Secession, wenn auch Corinths Darstellung, die Ablehnung eines Bildes von Leistikow durch die Jury der Großen Berliner Kunst-Ausstellung sei der Grund für dieses Engagement gewesen, heute nicht mehr unkritisch hingenommen werden kann. So existieren Belege dafür, daß nicht Leistikow, sondern heute nahezu unbekannte Künstler die Initiative zur Gründung der Secession ergriffen (Nachwort Lacher).

Nach langer, qualvoller Krankheit setzt Walter Leistikow am 24. Juli 1908 seinem Leben ein Ende. Er wird auf dem städtischen Friedhof an der Bergstraße in Steglitz unter großer Anteilnahme beigesetzt. Seine Bilder, die einst so viel Aufsehen erregten, gehören heute zu den großen anerkannten Kunstwerken in vielen Museen. – "Die Berliner Kunstgeschichte", so Lacher in seinem Nachwort, "kann ohne Walter Leistikow nicht geschrieben werden. In der über die Region hinausreichenden Sicht paßt sich sein Werk in die Landschaftskunst seiner Zeit ein, die im Spannungsfeld zwischen Naturalismus, Impressionismus und Jugendstil eine Hochblüte trieb." Seine Bilder "imaginieren Landschaft als Ausdruck von Sehnsucht und bieten dabei doch die Vision von Harmonie, die Aufhebung der Sehnsucht. Sie verbildlichen Schwermut und gleichzeitig Trost. Vielleicht ist es dieses Unbegreifliche, was Leistikows künstlerischen Rang am besten belegt."

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